DIE AKTE SCHARFENBERG: 300 Seiten über den IM „Hans Jürgen“
Die Akte des Stasi-Spitzels Hans-Jürgen Scharfenberg umfasst 300 Seiten. Erst unter dem Decknamen „Johnson“, später als IM „Hans Jürgen“ gab er Einschätzungen zu Kollegen, Bekannten und Nachbarn weiter.
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Die Akte des Stasi-Spitzels Hans-Jürgen Scharfenberg umfasst 300 Seiten. Erst unter dem Decknamen „Johnson“, später als IM „Hans Jürgen“ gab er Einschätzungen zu Kollegen, Bekannten und Nachbarn weiter. 1978 hatte er sich mit 24 Jahren verpflichtet. In einer Personeneinschätzung aus dem Jahr heißt es, Scharfenberg gelte als „zuverlässig“. Im Abschlussbericht zu seiner Arbeit 1986 steht, die von Scharfenberg erarbeiteten Positionen seien von „Sachlichkeit“ getragen gewesen. Bescheinigt wurde ihm „Ehrlichkeit“ und „Aufrichtigkeit“ gegenüber der Stasi. Jedoch sei mit ihm keine „direkte Arbeit an Personen“ erreicht worden, hier habe es „bei ihm zuviele Vorbehalte gegeben“. Vom Dienst entbunden wurde er, weil er 1985 eine hauptamtliche Position der SED erhielt. Vorher lieferte er etliche Berichte. Es geht in ihnen um den „Klassenstandpunkt“, vielfach aber auch um Privates. Einer Kollegin an der Akademie für Staat und Recht attestierte Scharfenberg, ihre Art sei teilweise als „geschwätzig“ zu bezeichnen. Ein Großteil der Akten sind Berichte, die ein Stasi-Kontaktmann von Scharfenberg nach Treffen anfertigte. So einen Bericht aus dem Juni 1985, in dem über eine Kollegin festgestellt wird, dass sie „zu Intrigen neigt“. Und weiter: „Insgesamt äußert sich in ihrem Wesen etwas Krankhaftes (...).“ Einem weiteren Mitarbeiter des Lehrstuhls bescheinigt Quelle „Hans-Jürgen“ im August 1985 „eine ordentliche Neigung zum Alkohol, was sich auch auf seine Arbeitsleistungen ungünstig auswirkt“. HK
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