Landeshauptstadt: 300 Stunden am Wasser
Beigeordnete Gabriele Fischer würdigte 150 Potsdamer zum Tag des Ehrenamtes
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Beigeordnete Gabriele Fischer würdigte 150 Potsdamer zum Tag des Ehrenamtes Von Karsten Sawalski Etwa 300 Stunden pro Sommersaison engagiert sich Sven Friebel ehrenamtlich. Er ist einer der 150 Potsdamer Bürger, die am Mittwoch bei einer Festveranstaltung in der Biosphäre von der Beigeordneten für Bildung, Kultur und Sport, Gabiele Fischer, mit den Worten gewürdigt wurde: „Ehrenamtliche nehmen Verantwortung für ihre Mitmenschen und für die Gemeinschaft wahr“. Diese Verantwortung übernimmt Berufssoldat Friedel in der Deutschen Lebens- Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) im Kreisverband Potsdam. „Die dreihundert Stunden umfassen nur den Dienst am Wasser“, sagt der 30-Jährige, der zudem die Ausbildung im Tauchen, Rettungsschwimmen und in der Ersten Hilfe leitet. Dazu kommen Termine für Lehrgänge, die er selber besucht, und die Vorbereitungszeiten seiner Kurse. Geld bekommt er dafür nicht, nicht einmal eine Aufwandsentschädigung. Im Gegenteil: Alles was zum Schwimmen und Tauchen gebraucht wird, muss jedes DLRG-Mitglied selbst zahlen. Die finanziellen Mittel des Landkreises Potsdam-Mittelmark, für dessen großes Seengebiet der Kreisverband zuständig ist, werden zunehmend knapper. Die DLRG bekommt langsam Probleme, die fünf Rettungsboote und die zwei Rettungsstationen zu unterhalten - die Wasserrettungsstation Ferch muss wegen Geld- und Personalmangel im nächsten Jahr geschlossen bleiben. Sven Friedel scheint das alles nicht zu entmutigen. „Bei allem, was mit Wasser zu tun hat, bin ich gerne dabei“, sagt er begeistert. Und der riesige Zeitaufwand? „Das geht nur, weil meine Frau auch dabei ist“. Seine Frau, mit der er zum diesjährigen Weihnachtsfest den ersten Nachwuchs erwartet, hatte er bei der DLRG kennen gelernt. Überhaupt sei der Verein mit seinem Freundeskreis identisch, erzählt Friedel, „wir organisieren den gemeinsamen Urlaub. Bei der DLRG lernt man schnell Leute kennen und daraus entwickeln sich meist gute Freundschaften“. Es gibt also gute Gründe, sich der DLRG anzuschließen. Hinzu kommen die Ausbildungsmöglichkeiten: Zu dem bekannten Rettungsschwimmerausweisen können Berechtigungen zum Rettungstaucher, zum Bootsführen und auch als Sanitäter erworben werden. In Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Bildungswerk ist es beim Kreisverband der DLRG auch möglich, eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu absolvieren. Und was viele nicht wissen: Neben der Hauptaufgabe, dem Wasserrettungsdienst, übernimmt die DLRG noch ganz andere Aufgaben. So werden die Sanitäter oft zur Absicherung großer Veranstaltungen geordert: Die Love-Parade in Berlin, das traditionelle Inselschwimmen in Potsdam oder die Baumblüte in Werder sind nur einge Beispiele dafür. Friedel wurde im vergangenen Jahr zum Einsatz beim Hochwasser der Elbe vom Innenministerium beordert. Als Taucher der DLRG sicherte er die Folie der Deiche unter Wasser. Während der 14 Tage im Katastrophengebiet sei er an die Grenze seiner eigenen Leistungsfähigkeit gekommen, erzählt er: „Der erste Tag war der Schlimmste, da war ich fünf Stunden unter Wasser“. Um bei der DLRG ausgebildet zu werden müssen die Neuen zunächst ihre Bereitschaft zum Engagement zeigen. „Voraussetzung dafür ist, dass die merken lassen, dass sie dazu gehören wollen“, sagt Friedel. Es sei schwierig, die Wachdienste zu planen, „wenn sich die Leute nicht festlegen wollen“. Im Sommer habe der Verein immer wieder das Problem, genügend Mitglieder zu aktivieren, weil viele dann mit der Qualifikation, die sie bei der DLRG erworben haben, in Ferienlagern oder in Schwimmbädern Geld verdienen würden. Wenn es um Mittel und Personal geht, schaut Friedel neidvoll zur Hauptstadt: „Wir haben hier so viele Seen, in Berlin gibt es aber mehr Stationen“.
Karsten Sawalski
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