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Landeshauptstadt: 362 Jugendliche ohne Lehrstelle „Bugwelle von Altbewerbern“ bei Arbeitsagentur:

Ein Drittel verließ Schule 2003 oder früher

Stand:

Teltower Vorstadt - Die Zahl der Schulabgänger ohne Lehrstelle ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Auch nach dem Start des Ausbildungsjahres im August haben in der Region Westbrandenburg bis jetzt 847 Jugendliche keine Lehrstelle, sagte die Geschäftsführerin der Potsdamer Arbeitsagentur, Edelgard Woythe, gestern auf einer Pressekonferenz. Allein in Potsdam und Umgebung suchen noch 362 Jugendliche einen Ausbildungsplatz über die Arbeitsagentur.

Dabei haben sich Angebot und Nachfrage laut Woythe sogar angenähert: Kamen in diesem Jahr 1,7 Bewerber auf einen Ausbildungsplatz, waren es im Vorjahr noch 2,3. Die Zahl der Agentur gemeldeten Ausbildungsplätze stieg um 1700 auf 5321 an. Doch standen ihnen insgesamt 8814 Bewerber gegenüber. Dass nun fast doppelt so viele Jugendliche wie 2005 ohne Lehre dastehen, erklärte Woythe mit einer „Bugwelle an Altbewerbern“. So hätten nur rund 43 Prozent aller Ausbildungssuchenden die Schule im aktuellen Jahr beendet: Rund 23 Prozent verließen die Schule bereits 2004, mehr als ein Drittel sogar 2003 oder früher, so Woythe. Im Vergleich zum vergangenen Jahr setzte sich dieser „negative Trend“ fort.

So stehen auch in diesem Jahr laut Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Handwerkskammer (HWK) den unvermittelten Bewerbern nur noch 76 offene Stellen gegenüber. Trotzdem komme die regionale Wirtschaft ihrer Selbstverpflichtung, Lehrstellen zu schaffen, nach, glaubt Wolfgang Spieß, Fachbereichsleiter für Aus- und Weiterbildung der IHK Potsdam. Die ansässigen Betriebe würden zumindest mehr ausbilden als die in den alten Bundesländern, so Spieß. Allerdings gebe es in Brandenburg noch zu wenig Wirtschaft. Zwar hätte die Hälfte der rund 5000 Industrie- und Handelsunternehmen des Kammerbezirks das Recht, Lehrlinge einzustellen. Doch hätten die Betriebe im Durchschnitt nur 4,6 Mitarbeiter, erklärte Spieß. Haben die Betriebe erst einmal ausgebildet und den Lehrling eventuell auch übernommen, würden sie sich in den nächsten Jahren häufig keinen weiteren Auszubildenden leisten können. Ähnlich sehe es im Handwerk aus.

Problematisch sei auch, dass viele Schulabsolventen nicht den Anforderungen der Firmen entsprächen. 30 Prozent hätten keinen oder nur einen Hauptschulabschluss. Dennoch versteiften sich viele auf bestimmte Berufe, obwohl sie darin keinen Ausbildungsplatz finden. Dieses Jahr führten die mechanischen Schlossereiberufe mit 1236 Bewerbern die Beliebtheitsskala an – dicht gefolgt von Bürofachkräften und Warenkaufleuten. Bäcker, Fleischer, Friseure und Reinigungsfirmen suchten dagegen noch Lehrlinge.

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