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Sanierungsfall. In Potsdam müssen insgesamt zwölf Schulen saniert werden, damit sie den neuesten baulichen Standards entsprechen. Was bei all den Kosten vergessen wird: Es geht vor allem um die Kinder und Jugendlichen und deren Lernumfeld.  

© dpa

Landeshauptstadt: 40 Millionen fehlen für Potsdams Schulen

Insgesamt muss die Stadt in den kommenden Jahren 160 Millionen Euro in die Hand nehmen

Stand:

Rund 78 Millionen Euro müsste die Stadt Potsdam ausgeben, um den Sanierungsstau an Potsdamer Bildungseinrichtungen abzubauen. Das bestätigte der Sprecher des Kommunalen Immobilienservice KIS, Markus Klier. Allein 40 Millionen Euro koste die Sanierung von Potsdamer Schulen. Aber auch Turnhallen und Kitas bedürften einer baulichen Erneuerung, heißt es seitens der Stadt.

Die Investitionen, die Potsdam in den nächsten Jahren in den Bau und die Sanierung von Schulen tätigen muss, sind enorm. Allein 160 Millionen, so hat es die Stadt im Schulentwicklungsplan festgelegt, sollen in den kommenden fünf Jahren in den Bau sechs neuer Schulstandorte fließen. Der Zuwachs an Einwohnern, vor allem durch den Zuzug von Familien mit schulpflichtigen Kindern, mache dies nötig, heißt es. Bislang unberücksichtigt bei den Kostenberechnungen blieben die nötigen Sanierungsmaßnahmen weiterer Bildungseinrichtungen.

Insgesamt zwölf Schulen hätten nach neuesten baulichen Standards Sanierungsbedarf, so Stadtsprecher Klier. Betroffen sind Grundschulen wie die Waldstadt-Schule, die Max-Dortu-Schule, die Regenbogenschule oder die Schule am Humboldt-Ring. Auch die Voltaire-Gesamtschule, die Lenné-Schule und die Steuben-Schule bräuchten eine Erneuerung, ebenso wie die Fontane-Oberschule oder die Montessori-Schule in Potsdam-West.

„Unser Schulbau ist von 1961. Die Fenster und die Fassade sind noch von damals“, sagt Ulrike Kegler, Schulleiterin der Montessori-Oberschule. „Seitdem hat sich nichts getan.“ Dementsprechend hoch sei der Energiebedarf. Auch die Turnhalle sei bislang nur notdürftig saniert worden. Ein Resultat daraus, so Kegler: „eine miserable Energiebilanz“. Die damit verbundenen hohen Heizkosten trägt die Stadt. Schulleiterin Kegler bemängelt ebenfalls die schlechte Raumakustik, da in Schalldämmung bisher nicht investiert wurde.

„Seit dem Schulentwicklungsplan ist der Stadt bekannt, dass es einen enormen Rückstau gibt“, sagt der Linke-Politiker Stefan Wollenberg. Aber nun bekomme der Sanierungsstau eine neue Qualität. „Alles, was nicht im Schulentwicklungsplan aufgelistet ist, wird frühestens ab dem Jahr 2021 saniert.“ Das sei nicht hinnehmbar, so Wollenberg. Der KIS verwies darauf, dass erst nach der Umsetzung des Schulneubauprogramms wieder mehr Investitionsmittel zur Verfügung stünden. Für manche Schulen, so befürchtet Wollenberg, sei bis dahin die Betriebsfähigkeit nicht aufrechtzuerhalten. Angesichts baulicher Mängel müsste dann nach Einschätzung Wollenbergs etwa die Waldstadt-Grundschule schließen. Außerdem erinnert der Linke-Politiker daran, dass die Kosten für die Sanierung in den kommenden Jahren steigen werden. „Es wird ja nicht billiger, wenn man die Maßnahmen fünf Jahre liegen lässt.“

Allerdings scheiterte die Linke-Fraktion zuletzt im  Bildungsausschuss mit einem entsprechenden Antrag. Die Stadt sollte aufgefordert werden, in einem ersten Schritt einen Plan vorzulegen, wie die nötigen Sanierungen schnellstmöglich in Angriff genommen und finanziert werden können. Gegen den Antrag stimmten SPD und CDU. Der Antrag sei zu unpräzise, bemängelt etwa SPD-Fraktionsvorsitzender Mike Schubert. Es fehlten bei den Linken konkrete Vorschläge zur Finanzierung.

„Man wird intensiv über die strategische Haushaltsplanung reden müssen“, entgegnet Wollenberg. Für die Linke hätten Investitionen in die Bildungsinfrastruktur Vorrang vor Projekten wie etwa dem Umbau der Potsdamer Mitte. „Allein die Millionen für den Umbau der Breiten Straße würden wir gern sinnvoll in die Bildungsinfrastruktur einsetzen.“

Bislang unklar ist, in welchem Umfang das Land sich an den Investitionen in den Neubau und die Sanierung von Schulgebäuden beteiligen wird. Die rot-rote Regierung will in den nächsten Jahren insgesamt 230 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren. Insbesondere sollen Gelder für den Erhalt der Landesstraßen bereitgestellt werden. Außerdem soll in den Kommunen in Schulen, Kitas sowie Freizeit- und Sporteinrichtungen investiert werden.

Grit Weirauch

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