Aus dem GERICHTSSAAL: 400 Euro Strafe für Diebstahl von Zigaretten Staatsanwalt: Plan vom Sparen ging in die Hose
Aus dem GERICHTSSAAL Amtsrichterin Waltraud Heep kann es nicht fassen. „Sie haben bereits siebeneinhalb Jahre gesessen.
Stand:
Aus dem GERICHTSSAAL Amtsrichterin Waltraud Heep kann es nicht fassen. „Sie haben bereits siebeneinhalb Jahre gesessen. Hat das nicht gereicht?“ Andreas A.* (35) – vorbestraft u. a. wegen räuberischen Angriffs auf einen Kraftfahrer, Missbrauchs von Scheck- und Kreditkarten in 16 Fällen, Diebstahls, gemeinschaftlichen Betruges, versuchter gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubes – grinst schief. „Eigentlich schon“, quetscht er zwischen den Zähnen hervor. „Sie stehen noch bis zum September 2007 unter Bewährung. Die riskieren Sie wegen eines Ladendiebstahls“, fragt die Vorsitzende ungläubig. „Was ist da bloß in Ihrem Kopf vorgegangen.“ Der arbeitslose Bäcker schaut verlegen zu Boden. Laut Staatsanwaltschaft soll er am 6. Januar 2005 im „Kaufland“ eine Schachtel Zigaretten im Wert von 4,50 Euro entwendet haben. „Ich habe die ganzen siebeneinhalb Jahre am Stück abgesessen. Als ich jetzt raus kam, war ich mit der Situation total überfordert“, erzählt Andreas A., stößt bei Gericht allerdings auf wenig Verständnis. „Sie sind mit der Prognose aus dem Knast entlassen worden, keine Straftaten mehr zu begehen. Kaum in Freiheit, drehen Sie so ein Ding. Das ist nicht nachvollziehbar“, stellt die Richterin klar. Der Bewährungshelfer springt in die Bresche, berichtet von Alkoholmissbrauch seines Probanden seit dem achten Lebensjahr, einer starken Erziehungs- und Milieuschädigung, sozial total unangepasstem Verhalten und der neuen Wohnung, in der sich auch die alten Kumpels äußerst wohl fühlen. „Er benötigt eine weitere neurologisch-psychiatrische Behandlung, um sich wieder im Leben zurechtzufinden.“ Bedauerlich sei – so der Mitarbeiter der Sozialen Dienste der Justiz – dass gegen Andreas A. derzeit auch noch wegen Betruges ermittelt werde. „Er hat mit einer fremden Scheckkarte Waren im Wert von 100 Euro gekauft.“ „Der Angeklagte braucht eine Therapie, die ihn dazu bringt, die Finger von fremdem Eigentum zu lassen. Aber eine solche Therapie kenne ich nicht“, stöhnt die Vorsitzende. Staatsanwalt Peter Petersen bringt es auf den Punkt: „Ihr genialer Plan, Geld zu sparen, ist total in die Hose gegangen.“ Er beantragt, Andreas A. wegen Diebstahls geringwertiger Sachen zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen zu je 20 Euro zu verurteilen. Das Gericht entscheidet ebenso. Teure Zigaretten! (*Name geändert.) Hoga
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