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Von Guido Berg: 4500 neue Wohnungen am Start

Wohnkonzept vorgestellt / 2011 Fonds für preiswerte Wohnungen / Verschiedene Bevölkerungsprognosen

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Knapp vor Toresschluss, aber noch wie angekündigt im vierten Quartal 2010, hat die Stadt Potsdam gestern ihren zweiten Bericht zum Stadtentwicklungskonzept Wohnen präsentiert. „Gerade so geschafft“, so der Kommentar des Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) vor Journalisten. Dem Konzept zufolge stehen für die nächsten Jahre genügend Baulandkapazitäten für die „Boomtown“ Potsdam zur Verfügung. Planungsrecht für 4500 Wohnungen schaffen die gegenwärtig mit höchster Priorität bearbeiteten Potsdamer Bebauungspläne, erläuterte Erik Wolfram vom Verwaltungsbereich Stadtentwicklung.

Allein 3000 Wohnungen entstünden um den Potsdamer Hauptbahnhof – in der Babelsberger Straße, der Speicherstadt, dem Brauhausberg und dem ehemaligen Tramdepot in der Heinrich-Mann-Allee. Im Bornstedter Feld werde ferner ab 2011 das Projekt „Green dorms“ mit 385 Studentenwohnungen realisiert, Am Schragen sind 600 bis 700 neue Wohnungen in Planung, 120 sind es am Voltaireweg, weitere 120 in einem „Havelwelle“ genannten Objekt unweit der Zeppelinstraße. In der ehemaligen Kaserne Eiche entstehen Wolfram zufolge durch die Firma Semmelhaack 750 Wohnungen, zur Hälfte für Senioren, zur Hälfte für Studenten – „eine interessante Mischung“, so der Stadtplaner.

Das von der Stadt selbst vergebene Prädikat „ausreichend“ hinsichtlich der Baulandreserven ist gekoppelt an die eigene Prognose für die Einwohnerentwicklung Potsdams in den nächsten Jahren. Allerdings gehen da die Erwartungen bei der Stadtverwaltung und der brandenburgischen Landesregierung auseinander: Während die Stadt für 2020 etwa 167 000 gemeldete Potsdamer erwartet; sieht das Land im gleichen Zeitraum sogar einen Anstieg auf 172 000 Landeshauptstädter. Wolfram: „Wir glauben, unsere Zahl ist richtig.“ Allerdings legte Wolfram auch dar, dass die Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen drei Jahren stets rasanter war, als von der Stadt angenommen. Registrierte Potsdam 2008 noch 658 mehr Bewohner als angenommen, liegt die reale Zahl 2010 sogar knapp um 1000 über der Prognose. So waren im September 2010 genau 154 575 Potsdamer gemeldet. Bevölkerungsgewinne verzeichnete Potsdam bei allen Bevölkerungsgruppen – insbesondere jedoch im Bereich der 16- bis 26-Jährigen und bei den jungen Familien im Bereich der 26- bis 45-Jährigen. Zumeist kommen diese Zuzüge aus dem Westen Deutschlands. „Wir saugen nicht Brandenburg leer“, stellte sich Wolfram gegen die Annahme, Potsdam profitiere von Zuzügen aus der brandenburgischen Peripherie. Leichte Abwanderungsverluste verzeichnet Potsdam gegenüber dem direkten Umland. Wolfram: „Da gibt es noch etwas zu tun.“

Im Zuge der Konzeptberatungen ist die Stadt von der Überlegung abgekommen, zur Schaffung preiswerten Wohnraums dem Neubau mit der öffentlichen Hand unter die Arme zu greifen. Vielmehr sollen bedürftigen Familien Wohnungen im Bestand preiswert zur Verfügung gestellt werden. Dazu plant Potsdam ab 2011 ein bundesweit einmaliges Förderprogramm, so Wolfram. Aus einem „Fonds für flexible Bindungen“ soll die Differenz zur üblichen Hartz-IV-Miete von 5,50 Euro finanziert werden. Beispiel: Kostet eine Wohnung 6,25 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete, wird die Differenz von 0,75 Euro zu den 5,50 Euro, die bei Hartz-IV-Empfängern von der Kommune bezahlt werden, aus dem Fonds beglichen. Bei einer 75-Quadratmeter-Wohnung ist das ein Zuschuss von 675 Euro im Jahr. Der Fonds soll Wolfram zufolge aus Mitteln der Pro Potsdam GmbH, aus Landesfördermitteln und möglicherweise auch aus städtischen Haushaltsmitteln gebildet werden. Die Gegenrechnung im Vergleich: Um die Nettokaltmiete einer gleichgroßen neugebauten Wohnung von 8,50 Euro auf 6,50 Euro pro Quadratmeter zu drücken, müssten jährlich 1800 Euro zugeschossen werden. Um 100 Wohnungen auf diese Weise zehn Jahre lang zu verbilligen, wären 1,8 Milionen Euro notwendig. Vor dem Hintergrund der notwendigen Haushaltskonsolidierung ist dies kaum zu realisieren, schätzt Wolfram ein.

Gleichsam hat sich die städtische Pro Potsdam GmbH verpflichtet, 1000 neue Wohnungen bis 2019 zu bauen. Im Gegenzug muss sie in diesem Zeitraum keinen Gewinn an die Stadt Potsdam abführen. Mit „intelligenten Lösungen“, so Klipp, versuche die Pro Potsdam ferner, soziale Effekte zu erzielen. So ist geplant, für Familien größere Wohnungen attraktiver zu machen, in dem auf die Miete für das Kinderzimmer verzichtet wird. Gleichsam werden für kinderlose Paare oder Alleinstehende Anreize zum Umzug in kleinere Wohnungen geschaffen, wie Jörn-Michael Westphal erläuterte, Geschäftsführer der zu Pro Potsdam gehörenden Gewoba. So würden kleinere Wohnungen zu Konditionen vermietet, die zehn Prozent unter dem Mietspiegel liegen.

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