
© A. Klaer
Von Undine Zimmer: 4800 Kinder und Jugendliche sollen profitieren
Bildungspaket: Stadtverwaltung will Netzwerke der Kulturträger und Sportvereine für mehr preiswerte Angebote aufbauen
Stand:
Seit Freitag können die Anträge für das Bildungspaket bei der Stadt gestellt werden. Noch bis zum 30. April würden sie auch rückwirkend für den 1. Januar angenommen, sagte Christiane Gawlik, Fachsbereichsleiterin für Soziales, Gesundheit und Umwelt gestern bei der Präsentation des Bildungspakets. 92 Anträge seien bereits eingegangen, so Gawlik, die meisten für ein ermäßigtes Schulessen sowie kulturelle Teilhabe. Inbegriffen im Bildungspaket sind Mittagessen in Kitas, Schule und Hort, Ausflüge, Schulbedarf, Förderunterricht, Beförderung zur Schule und Unterstützung für kulturelle, sportliche und Freizeitaktivitäten. Für das Streitthema Schulessen bleibt in Potsdam die Ein-Euro-Regelung bestehen, erörterte Anke Latacz-Blume, Fachbereichsleiterin Soziales, Gesundheit und Umwelt. Der Euro werde als Zuschuss wie bisher direkt von der Stadt an den Caterer gezahlt.
WIE VIELE KINDER IN POTSDAM SIND BETROFFEN?
In Potsdam können insgesamt 4800 Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre das Bildungspaket in Anspruch nehmen. Beantragen können das Teilhabe- und Bildungspaket Kinder aus Haushalten, die Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld (SGB II), Sozialhilfe, Wohngeld oder einen Kinderzuschlag beziehen.
WAS MÜSSEN ELTERN TUN, UM LEISTUNGEN AUS DEM BILDUNGSPAKET ZU BEKOMMEN?
Eltern müssen den Antrag vor allem stellen und unterschreiben. Sie werden durch eine Broschüre zum Bildungspaket immer wieder dazu angehalten, ihre Kinder nach Bedürfnissen an Schulmaterial oder Aktivitäten zu fragen. Pro Kind kann ein Antrag gestellt werden. Mit einem Antrag können mehrere Leistungen des Bildungspaketes in Anspruch genommen werden. Damit sich niemand von den Formalien abschrecken lässt, hat die Stadt die Formulare leicht verständlich gestaltet, so Latacz-Blume.
Anträge für das Bildungs- und Teilhabepaket liegen beim Jobcenter, im Haus 2 der Stadtverwaltung und beim Bürgerservice aus. Zukünftig verfolgt die Stadt das Ziel, dass die Anträge auch direkt in den Schulsekretariaten und beim Kita- Tipp gestellt werden können.
Nachgewiesen werden muss nur eine Schulbescheinigung, gegebenenfalls eine Empfehlung des Lehrers, zum Beispiel für Förderunterricht. Bezug von Leistungen bestätigt das Jobcenter den Kommunen direkt, sodass die Eltern keine weiteren Nachweise erbringen müssen. In Potsdam werden die Anträge zentral in der Stadtverwaltung bearbeitet.
WELCHE SCHWIERIGKEITEN SIEHT DIE LANDESHAUPTSTADT BEI DER UMSETZUNG?
Das Bildungspaket hat die Verwaltung vor eine große Herausforderung gestellt. Viel bürokratischer Aufwand sei in sehr kurzer Zeit zu bewältigen gewesen. So zum Beispiel die Vordrucke für die Anträge, welche vonseiten des Gesetzgebers nicht gestellt wurden. Damit der Zugang zum Bildungs- und Teilhabepaket soll so unkompliziert und schnell wie möglich abgewickelt werden könne, hat die Stadt sechs neue Stellen geschaffen, die sich ausschließlich mit dem Paket befassen. Zur Zeit laufen die Bewerbungsgespräche, aber erst ab Mai können die Stellen besetzt werden. Bis dahin übernehmen drei Mitarbeiterinnen, die aus anderen Fachbereichen abgezogen wurden, die Bearbeitung und Beratung. Anke Latacz-Blume hofft, dass so auch die rückwirkenden Anträge schnell bearbeitet werden können.
Ein weiterer Punkt sei die Kommunikation zwischen den Schulen und der Kommune, damit das Teilhabepaket überall dort zur Verfügung stehe, wo es gebraucht werde. Kinder sollten nicht nur von dem Engagement der Eltern abhängig sein, so Latacz-Blume, auch ein Lehrer oder eine Sekretärin können helfen den Antrag auszufüllen.
Damit das Bildungspaket die Richtigen erreicht, ist die Stadt auf das Engagement der Lehrer und der Schulverwaltung ebenso angewiesen wie auf die Eltern. Damit alle nötigen Informationen über das Bildungspaket zugänglich sind, werden Plakate aufgehängt, auf den Jobcentern bei Neuantragstellung über das Paket informiert und die Informationsbroschüren sollen möglichst bald auch an den Schulen und in Kitas erhältlich sein, so Latacz-Blume.
KULTUR FÜR ZEHN EURO IM MONAT - GIBT ES DAS ÜBERHAUPT?
Deckt das Bildungspaket einen Theaterbesuch? Als Schulveranstaltung könnte der Theaterbesuch als „eintägiger Ausflug“ gefördert werden. Aber als Einzelunterstützung nicht. „Hier können wir erst im Einzelfall entscheiden, wie weit sich die Leistung für soziale Teilhabe eigentlich streckt“, sagte Elona Müller-Preinesberger, Sozialbeigeordnete. Im Gegensatz zu den Kosten für Klassenfahrten und Lernförderung ist der Betrag für Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben auf 10 Euro pro Monat und pro Person begrenzt.
Kulturelle Teilhabe ist auch die Leistung, die am stärksten vom Engagement der Kommunen in Verbindung mit kulturellen Trägern und Sportvereinen abhängig ist. Laut Anke Latacz-Blume sei die Stadtverwaltung gerade dabei, verstärkt Kontakte mit Pädagogen und Vereinen zu knüpfen um eine Zusammenarbeit aufzubauen. Es gäbe aber noch Raum für viele Ideen und Partner, um das Beste aus den 10 Euro herausholen zu können. Auch Lehrer könnten mit der Organisation von gemeinsamen Besuchen von Theater- und anderen Vorstellungen in der Klasse kulturelle Teilhabe ermöglichen.
Das Bildungspaket sei, trotz vieler kleiner Baustellen, zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, so Latacz-Blume.
WAS KOSTET DIE STADT DAS BILDUNGSPAKET?
Die Umsetzung des Bildungspakets kostet die Stadt insgesamt sechs Millionen Euro, wovon später ein Teil vom Bund zurückerstattet wird. Dieses Jahr wird die Stadt mit dem Paket voraussichtlich eine knappe Million im Minus bleiben. Die endgültige Summe stehe aber noch nicht fest, so Anke Latacz-Blume. Denn wie viel das Paket tatsächlich kosten wird, hängt davon ab, wie viele es letztendlich in Anspruch nehmen. Schätzungsweise 2014 würde das Defizit des Bildungspakets dann ausgeglichen sein, sagte Müller-Preinesberger.
, ine Zimmer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: