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Landeshauptstadt: 496 Kilometer für Mozart

Ab 2015 ist der barocke Charme im Haus Am Bassin 10 wieder erlebbar. Zuletzt beherbergte das Haus die Fleischerei Nölte

Innenstadt - Für sein aktuelles Projekt fährt der Westfale Hermann Kremer alle vier Wochen 496 Kilometer von seinem Wohnort Haltern (Westfalen) nach Potsdam. Diesmal kam er, um zusammen mit Familie und Freunden das Richtfest im Haus Am Bassin 10 zu feiern. „Es gibt noch viel zu tun bis zur Fertigstellung im nächsten Jahr.“

Der pensionierte Arzt kaufte das Haus, das den Potsdamern bis 2012 vor allem durch die Fleischerei Nölte bekannt war. Viele Potsdamer nennen es auch das „Mozarthaus“, denn Erzählungen zufolge soll der Komponist während seines Potsdam-Aufenthaltes im Jahr 1789 dort gewohnt haben. Seit 2010 saniert Kremer es denkmalgerecht mit privaten Mitteln.

Das barocke Gebäude im Holländerviertel wurde, wie die restliche Häuserzeile, von dem Architekten Carl Christian von Gontard (1773-1776) erbaut. Zur damaligen Zeit wohnte im Haus Am Bassin 10 der Hornist Carl Türrschmidt, den Mozart aus Paris kannte und der ihn in alter Freundschaft eingeladen hatte, bei ihm zu wohnen.

Seit dem Besuch am Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr hat sich einiges getan. Die barocken Türen wurden eingebaut. Ein Teil der ursprünglichen barocken Wandgestaltung aus dem 18. Jahrhundert ist rekonstruiert und drei von zehn Wohneinheiten sind bereits vermietet. Allein die Rekonstruktion der Wandgestaltung kostet Hermann rund 30 000 Euro. Die Sanierung wird voraussichtlich 2015 abgeschlossen sein.

Roland Zurkuhlen von der Unteren Denkmalschutzbehörde Potsdam freut sich, dass Kremer die ursprüngliche barocke Farbfassung der vorderen Räume restaurieren lässt. „Es ist ein wertvoller und seltener Mosaikstein der Kulturgeschichte des Innenausbaus in Potsdam aus dem 18. Jahrhundert.“ Es gibt bisher nur zwei weitere solcher gut erhaltener barocker Farbfassungen im Potsdam, im Palais Lichtenau und in der Benkertstraße 21. Bei der Wandgestaltung handelt es sich um die Nachbildung der im 18. Jahrhundert im höfischen Innenausbau in Mode gekommenen Vasenkabinette, da sich das bürgerliche Bauen derartige Ausstattungen im 18. Jahrhundert nicht leisten konnte. Bisher einmalig ist, dass auch der barocke Holzfußboden sehr gut erhalten ist.

Im Jahr 2001 gründete das Ehepaar Kremer die Stiftung Potsdam Kremer, um seinen eigenen kleinen persönlichen Beitrag zur Denkmalpflege beizutragen. Das erste Projekt in Potsdam war die denkmalgerechte Sanierung und schließlich die Eröffnung des Museums Alexandrowka im Jahr 2005. Weitere Projekte folgten. Hermann Kremer kaufte die alte Ziegelei in Päwesin, ließ sie unter Denkmalschutz stellen und sanierte das Barockhaus Am Bassin 3. Für diese Arbeit erhielt er im September 2007 vom Land Brandenburg eine Anerkennung im Rahmen des Denkmalpreises 2007 für besondere Leistungen.

Für die Zukunft wünscht er sich, die alte Ziegelei vollständig sanieren zu können, vorausgesetzt „es gäbe größere Subventionen“. Katrin Miller

Katrin Miller

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