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Wie früher soll die Eremitage im Neuen Garten eine Borkenhaut erhalten.

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Landeshauptstadt: 50 Eichen für Eremitage Rekonstruktion des Parkbauwerks wird fortgesetzt Für deren Borkenhülle werden Bäume gefällt

Die wiederaufgebaute Eremitage im Neuen Garten erhält in diesem Jahr ihre Haut aus Eichenborke zurück. Dies bestätigte auf Anfrage der PNN Hans-Christian Klenner, der Chefestaurator der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

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Die wiederaufgebaute Eremitage im Neuen Garten erhält in diesem Jahr ihre Haut aus Eichenborke zurück. Dies bestätigte auf Anfrage der PNN Hans-Christian Klenner, der Chefestaurator der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Mit dem Amt für Forstwirtschaft in Eberwalde sei dazu ein Vertrag über die Lieferung von etwa 300 Quadratmeter Eichenrinde geschlossen worden. Diese Menge werde nicht allein für die Einsiedelei benötigt, sondern komme auch dem ebenfalls mit diesem Naturmaterial verkleideten so genannten Beelitzer Jagdschirm auf der Pfaueninsel zugute.

Dass Borke zur Fassadenverkleidung bestellt werde, sei ein Novum, sagt der seit 1985 in Potsdam tätige Oberförster Hubertus Krüger. Dass sie geliefert werden kann, spreche andererseits für die Flexibilität der brandenburgischen Forstwirtschaft. Dafür müssen in der Schorfheide bis zu 50 Eichen jeweils auf 3 m entrindet werden. Da die Borke nur etwa eineinhalb Zentimeter dick ist, wiege sie wenig. Der Transport nach Potsdam sei deshalb kein Problem. Die Borke, die im Winter sehr fest sitzt, kann allerdings erst gewonnen werden, wenn die Bäume wieder „im Saft stehen“, erläuterte Krüger. Diese werde in diesem Jahr, wo die Kälte lange anhält, wahrscheinlich erst im Laufe des Aprils möglich sein. Angebracht werden soll die ungewöhnliche Fassadenhaut von der stiftungseigenen Zimmerei und Tischlerei.

Die Fassadenverkleidung ist die zweite Etappe der Rekonstruktion der unter König Friedrich Wilhelm II. auf der Landzunge Quapphorn am Jungfernsee errichteten Eremitage. Sie war 1964 abgerissen worden, weil sie im Grenzgebiet zu Westberlin lag und das Schussfeld der DDR-Grenzwächter einengte. 2006/07 hatte der Potsdamer Rotary-Club die Wiedererrichtung des wichtigen Parkbauwerks projektiert und durch Spenden in Höhe von 50 000 Euro mitfinanziert.

Die Eremitage war 1793/94 nach einem Entwurf von Langhans durch den Hofzimmerermeister Brendel errichtet worden. Im Gegensatz zum fensterlosen Außenbau, der vom Dach aus durch eine so genannten Laterne Licht erhielt, war der ovale Innenraum aufwändig gestaltet. Er besaß einen Fußboden aus schwarz-weißen Marmorfliesen, in der Mitte waren als Mosaik zwei Karten der Erdhalbkugeln eingelegt. Die Wände waren mit edlen Hölzern furniert, über den beiden Türen zeigten Supraporten astronomische Instrumente. In den vier Nischen standen Gipsabgüsse von Skulpturen der antiken Lykomedesgruppe.

Die dem Berliner Maler Johann Joseph Frisch übertragene Ausmalung der Kuppel stellte die Planetengottheiten und die Tierkreiszeichen dar. Vor dem Abriss 1964 wurden einige Teile der Inneneinrichtung geborgen und im Depot eingelagert. Sie ständen für eine Wiederherstellung des Salons zur Verfügung, wofür es jedoch angesichts des hohen Aufwandes noch keine konkreten Pläne gibt.

Die Innengestaltung deutete darauf hin, dass die Eremitage durch König Friedrich Wilhelm II. für spiritistische Sitzungen genutzt wurde. Hinter einem dichten Gehölzgürtel versteckt, konnte sie nur von „Eingeweihten“ nach langem mühsamen Weg gefunden werden, die hier dann zu höherer Erkenntnis gelangten. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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