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Landeshauptstadt: 50-facher Kinderpate in Kabul

Bataillonskommandeur Wolfgang Wien auf Heimaturlaub und Spendentour für das „Irene Salimi“ Kinderhospital in Afghanistans Hauptstadt

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Bataillonskommandeur Wolfgang Wien auf Heimaturlaub und Spendentour für das „Irene Salimi“ Kinderhospital in Afghanistans Hauptstadt Von Nicola Klusemann Barfuß, in ausgefranste Badelatschen standen sie bei minus 25 Grad mitten im Schnee und bettelten die Soldaten um „pen and paper“ an. Die hungernden und frierenden Kinder von Afghanistan wollten aufschreiben können, was sie in ihrer notdürftig zusammengeschusterten Schule lernen. Das hat den vierfachen Vater und Wahl-Potsdamer Wolfgang Wien besonders angesprungen. Er half sofort und nutzte seine Kontakte zu einem namhaften Kugelschreiberhersteller – Tausend Schreibgeräte als Soforthilfe. Seit Jahresanfang ist der 42-jährige Bataillonskommandeur im ehemaligen Talibanstaat im Einsatz und erlebte dort gleich den härtesten Winter seit zehn Jahren. Die 550 Soldaten aus sechs Nationen, die Wien unterstehen, befreiten wichtige Passstraßen vom Schnee, schleppten Lebensmitteltransporte über die Höhenstraßen, versorgten eingeschneite Dorfbewohner mit Decken und heißen Getränken. Das schaffte Vertrauen zu den einflussreichen Männern des Landes. Er lernte Clanchefs und den Sekretär des Königs kennen und trank Tee im ehemaligen Hauptquartier von Osama bin Laden – auch für den Mann, der schon im Auslandseinsatz im Kosovo war, ungewöhnliche und bemerkenswerte Begegnungen. Wolfgang Wien ist zurzeit auf Heimaturlaub. Nach Pfingsten geht es wieder runter nach Afghanistan. Die Tage in Potsdam will er auch nutzen, um auf ein Hilfsprojekt aufmerksam zu machen, das sein Bataillon unterstützt. „Die Not in Afghanistan ist nicht vergleichbar mit irgendwas, das wir kennen“, sagt er. Und eigentlich könnte man überall ein bisschen helfen. „Wir haben uns aber für eine Sache entschieden.“ Und es sind wieder die Kinder, für die sich Wien und seine Mannen einsetzen. Drei Jahre lang hat das deutsche Ehepaar Dechenreiter allen Widrigkeiten zum Trotz ein Kinderkrankenhaus in Kabul errichtet, das am 17. April eröffnet werden konnte. Das 50 Betten fassende moderne knallrot angestrichene Hospital verfügt über zwei OPs. Deutsche Ärzte operieren hier in ihrer Urlaubszeit und leiten gleichsam afghanische Mediziner an. Dringend gebraucht werde jetzt ein Blutanalysegerät, das rund 3500 Euro koste; ein Drittel der Summe spendeten Wiens Soldaten bereits. Zum Helfen allein ist der Kommandeur des Panzergrenadierbataillon Nummer 421 Brandenburg an der Havel nicht in das Krisengebiet gerufen worden. Seine „Battlegroup“, die sich aus Soldaten aus Deutschland, der Türkei, Mazedonien, Albanien, Aserbaidschan und Bulgarien zusammensetzt, sorgt gemeinsam mit einheimischen Kräften für die Sicherheit. Keine ungefährliche Aufgabe. „Die Lage ist keineswegs ruhig und stabil.“ Das Einsatzgebiet umfasse sowohl die rund drei Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Kabul mit Präsidentenpalast, Botschaftsviertel, Wahlregistrierungsbüro und Basar sowie den Distrikt Kabul mit einer Fläche zweimal so groß wie Berlin. Nach einem halben Jahr, Ende Juli wird der Bataillonskommandeur wieder abgelöst. Das sei, mit Rücksicht auf die Familien zu Hause, gängige Einsatzpraxis der Bundeswehr. Wiens Engagement und vor allem seine für die ISAF-Truppe geschlossene Patenschaft mit dem „Irene Salimi“ Kinderhospital in Kabul aber bleiben. Spendenkonto für das Irene Salimi Kinderhospital: Konto-Nr. 190077834, BLZ:72250160, Sparkasse Donauwörth, Vermerk: ISH Kabul

Nicola Klusemann

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