Landeshauptstadt: 500 Jahre vor und zurück
Helmholtz-Schüler begaben sich für den Schülerwettbewerb auf literarische Zeitreisen
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„Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft“ – ein Zitat Salvador Dalís inspirierte den diesjährigen Literaturwettbewerb am Potsdamer Helmholtz-Gymnasium. Der Leistungskurs Deutsch der Jahrgangsstufe 11 hatte den Schülerwettbewerb von der Ausschreibung bis zur Preisverleihung organisiert und nun zur Ehrung der Sieger in die Aula der Schule eingeladen. Schauspieler Hans-Jochen Röhrig übernahm die Rolle des Vorlesers und verlieh den fantasiereichen Texten zusätzliche Lebendigkeit.
Die 84 Gedichte und Geschichten, die von den zehn- bis 18-jährigen Gymnasiasten zum Wettbewerb eingereicht und von einer Jury begutachtet wurden, bewegten sich leichtfüßig durch die verschiedenen Zeitebenen – 500 Jahre vor und zurück. Erstaunlich war, mit welch langem Atem die jungen Autoren ihre Geschichten angingen und den Spannungsbogen auch über weite Strecken halten konnten. Auf ihren Reisen in die Vergangenheit oder in die Zukunft kamen sie nicht selten zu dem Schluss, dass sie sich dort, wo sie tatsächlich zu Hause sind, wo ihre Familien und Freunde sind, am wohlsten fühlen. Ihre Ausflüge ins Unbekannte und Ungewisse hinterließen aufregende Erinnerungen an die Zukunft, die allerdings nicht immer schön und friedlich waren. Und so schwang in vielen Beiträgen die Hoffnung auf eine Welt ohne Krieg und Umweltzerstörung mit: „Atommeiler wurden mit aller Kraft / gemeinsam und sicher abgeschafft. Von Tieren und Pflanzen abgeschaut, / haben Wissenschaftler energiearme Technik gebaut“, heißt es in dem Gedicht „Ich denke gern an die Zukunft zurück“, für das Paul Maximilian Mokros, einer der jüngsten Teilnehmer, einen ersten Preis erhielt.
Besonders interessant erschienen jene Zeitreisen, die etwas mit der konkreten Lebenswelt der Schreibenden zu tun haben, wie bei Carlina Rethwilm, die für ihre Erzählung „Ein Orangencookie mit Folgen“ ausgezeichnet wurde. Sie schrieb über ein zwölfjähriges Mädchen, das seine Angst vor dem Tod der Großmutter mit einem Sprung in die Vergangenheit bewältigt, in der die Oma selbst zwölf Jahre alt war. Das Mädchen spürt die Gewissheit, auf diese Weise immer wieder der Großmutter begegnen zu können. Aus der Vergangenheitsperspektive heraus erinnert es sich an die Zukunft, die ja in Wirklichkeit ihre Gegenwart ist. Eine Geschichte, die in Potsdam spielt und in einer altersgerechten und deshalb authentisch wirkenden Sprache verfasst worden ist.
Bei manchen Geschichten musste man sehr genau hinhören, um zu verstehen, in welcher Zeit sich die Autoren gerade befinden. Tara Maria Hoffmann, Preisträgerin der Klassen 9 und 10, erfasste in ihrer Betrachtung die philosophische Dimension jener „Erinnerungen an die Zukunft“, die sie in ihren sich verändernden Wünschen, Träumen und Zielen erkennt: „Denn die Gegenwart ist die Zukunft von meinem gestrigen Ich oder von dem Ich von vor einigen Jahren ...“
Wer dies nachlesen möchte, für den hat der Deutschleistungskurs eine Anthologie der besten Wettbewerbsbeiträge zusammengestellt, erhältlich im Potsdamer Helmholtz-Gymnasium. ahc
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