Landeshauptstadt: 5+2+1-3-4+2 in drei Sekunden
Die psychologische Forschungsstelle der Universität Potsdam beging ihr zehnjähriges Jubiläum
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Die psychologische Forschungsstelle der Universität Potsdam beging ihr zehnjähriges Jubiläum Innenstadt – Geradezu zum zweiten Beruf sind für die älteren Teilnehmer die Studien geworden. Rund 2000 der insgesamt 7000 Potsdamer, die sich seit 1995 in der psychologischen Forschungsstelle der Universität Potsdam als Probanden verdingt haben, waren im Seniorenalter. „Die Teilnahme an den Studien holt uns auch aus einer gewissen Altersisolation heraus“, sagte eine Probandin gestern bei der Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen der Forschungsstelle in der Gutenbergstraße. Die übrigen 5000 Studienteilnehmer waren hauptsächlich Oberschüler. Für die rund 130 Studien der vergangenen zehn Jahre mussten die Probanden unter anderem Lesen, Rechnen und räumliche Aufgaben lösen. Ziel der Forschung war die Untersuchung der Leistungsfähigkeit des menschlichen Gedächtnisses. Wissen wollen die Forscher, ob die Leistung des Gedächtnisses im Alter abnimmt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Potsdamer Forschungsstelle ist nach den Worten von Prof. Reinhold Kliegel, der 2002 den Leibniz-Preis erhielt, im Bereich Lese- und Aufmerksamkeitsforschung an der Weltspitze. Zu bewältigen hatten die Teilnehmer Rechenaufgaben wie diese: 5+2+1-3-4+2. Sowohl die junge wie auch die alte Gruppe schaffte dies meist in rund drei Sekunden. Ein Beleg dafür, dass es keine Verlangsamung der geistigen Fähigkeiten im Alter gibt? Nicht unbedingt. Denn schon bei einigen Klammern in der Rechenaufgabe zeigte sich, dass die Älteren länger brauchen. Wieso das so ist, erklären die Forscher damit, dass man die erste Aufgabe mit Hilfe des Gedächtnisses für altes, also schon erworbenes Wissen sozusagen aus dem eigenen Archiv lösen kann. Sobald die Sache komplizierter wird, kommt das Arbeitsgedächtnis ins Spiel. Und dessen Leistung lässt tatsächlich im Alter nach. Fazit der Forscher: Sowohl das Gedächtnis für altes Wissen – für bekannte Personen, Wortschatz etc. – als auch das motorische Gedächtnis – z.B. Ski fahren, Klavier spielen, Lesen – lassen im Alter nicht nach, sehr wohl aber das Gedächtnis für neues Wissen – z.B. Namen – und das Arbeitsgedächtnis, das etwa beim Kopfrechnen und bei Wegbeschreibungen genutzt wird. Dass dem wirklich so ist, demonstrierte Prof. Kliegel dann unfreiwillig selbst. Als er eine der Teilnehmerinnen namentlich aufrief, musste sie ihn verbessern. Er hatte ihren Namen verwechselt. „Bin ich also auch schon in die Jahre gekommen“, quittierte der Forscher mit einem Schmunzeln. Zur Teilnahme an Studien bitte melden unter Tel. 0331/977-4780
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