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Demonstration gegen „Pro Deutschland“: 70 Potsdamer gegen sieben Rechte
Die Rechtspopulisten von "Pro Deutschland" waren eindeutig in der Minderzahl: Bis zu 70 Gegendemonstranten stellten sich den Islamfeinden entgegen - nicht ganz folgenlos.
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Schon die Orte, die die rechtspopulistische Partei „Pro Deutschland“ für ihre Kundgebungen ausgewählt hatte, bargen Zündstoff: Nicht nur in der Brandenburger Straße bauten sie am gestrigen Mittwoch ihre Plakatständer und Lautsprecheranlagen auf, auch vor Potsdams einziger Moschee in der Straße Am Kanal und in der Nähe des Flüchtlingsheims am Schlaatz. Ihre Reden waren nicht weniger provokativ: angebliche islamische Hassprediger, Wirtschaftsflüchtlinge und „Scheinasylanten“ wurden verteufelt. Die Reaktion der zwischenzeitlich bis zu 70 Gegendemonstranten blieb nicht aus: Sie pfiffen und buhten laut, sogar Farbbeutel flogen.
Zwei junge Frauen hatten in der Brandenburger Straße einen Becher mit Farbe sowie Farbeier geworfen und damit den weißen Kleinbus der Rechtspopulisten und einen Mannschaftswagen der Polizei getroffen. Die Beamten, die die drei Kundgebungen mit einem Großaufgebot von rund 180 Beamten begleiteten, nahmen die 21 und 25 Jahre alten Potsdamerinnen vorübergehend fest und sprachen Platzverweise aus. Gleiches galt für einen 20-jährigen Potsdamer, der bei der Kundgebung auf dem Magnus-Zeller-Platz am Schlaatz mit dem Fahrrad auf die Gruppe „Pro Deutschland“-Mitglieder zufuhr und sie beschimpfte. Er wurde vorher von der Polizei überwältigt und abgeführt. Abgesehen davon waren die Gegendemonstranten durch Polizisten oder Mannschaftswagen von den „Pro Deutschland“-Mitgliedern getrennt. Zu den Protestierenden zählten Mitglieder des Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“, der Vorsitzende des Stadtparlaments Peter Schüler (Grüne) oder Linken-Kreischef Sascha Krämer.
Die Redner ließen sich allerdings durch scheinbar nichts aus der Ruhe bringen, schienen mit Protest auch gerechnet zu haben. „Ihr seid ja so wenige, das lohnt sich ja kaum hier in Potsdam“, rief Lars Seidensticker, Berliner „Pro Deutschland“-Vorsitzender und ehemaliges Mitglied der rechtsextremen DVU, den Gegendemonstranten zu. Zuvor hatte er gefordert, Deutschland dürfe keine „Scheinasylanten“ mehr aufnehmen, auch nicht etwa aus dem Kriegsgebiet Syrien. „Der syrische Staat muss das intern regeln und die Flüchtlinge in den Gebieten unterbringen, wo kein Krieg herrscht“, sagte er und verschwieg dabei, dass die meisten Flüchtlinge vor eben jenem Staat auf der Flucht sind. Auch eine junge Frau war mit dabei im „Wahlkampfteam“ der Kleinstpartei. Vor der Moschee in der Innenstadt trug sie eine Burka. „Ich will zeigen, wie es aussieht, wenn es mit der Islamisierung in Deutschland so weitergeht“, sagte sie dazu.
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