Landeshauptstadt: 7000 Euro im Jahr für Anti-Gewaltkurse
Babelsberg - 36 jugendliche Gewalttäter zwischen 14 und 20 Jahren haben bisher an einem Anti-Aggressivitäts-Training teilgenommen. „Die Kurse waren immer von Erfolg gekrönt“, sagte die Präsidentin des Amtsgerichts, Christiane Dreusicke gestern bei einem Pressegespräch.
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Babelsberg - 36 jugendliche Gewalttäter zwischen 14 und 20 Jahren haben bisher an einem Anti-Aggressivitäts-Training teilgenommen. „Die Kurse waren immer von Erfolg gekrönt“, sagte die Präsidentin des Amtsgerichts, Christiane Dreusicke gestern bei einem Pressegespräch. Sie ist auch Vorsitzende des Vereins Jugendrechtshaus, der die Anti-Aggressions-Kurse seit 2006 in der Stubenrauchstraße anbietet. „Von Erfolg gekrönt“ bedeutet für Dreusicke, dass die Mehrzahl der Teilnehmer die Kurse durchgehalten hat. Ein gutes Drittel der insgesamt 56 jugendlichen Gewalttäter, die seit 2006 vor Gericht landeten, haben das nicht geschafft. Das hatte in allen Fällen juristische Konsequenzen, beispielsweise bis zu vier Wochen Jugendarrest.
Denn die Teilnahme am Anti-Aggressionstraining verordnen die drei Potsdamer Jugendrichter als Auflage – oft als letzte Chance vor einer Strafe, die ins polizeiliche Führungszeugnis eingetragen würde. „Es hat sich erwiesen, dass dieses Angebot eine wirkungsvolle pädagogische Maßnahme ist, die wir für unverzichtbar halten“, sagte Müller. „Auch wenn nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden kann, dass die Jugendlichen wieder rückfällig werden.“ Rund 7000 Euro zahlt die Stadt Potsdam für jeden Kurs. Zwei speziell ausgebildete Sozialpädagogen leiten sie. Ihre Methode ist bundesweit anerkannt, in Deutschland gibt es insgesamt neun Jugendrechtshäuser. Um die zehn Jugendlichen nehmen jeweils daran teil. 13 Mal müssen sie sich für vier Stunden treffen, um ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Sie sollen lernen, was sie aggressiv macht und trotzdem auf Gewalt zu verzichten und sich in die Opfer hinein versetzen. Viele der jungen Gewalttäter seien früher selbst Opfer gewesen, sagte der Potsdamer Anti-Aggressionstrainer Sven Frische. Manche hätten gewaltsamen oder nachlässige Eltern, andere seien in der Schule gemobbt worden. Künftig wolle man mehr mit den Eltern zusammen arbeiten, sagte er.
Jugendamtsleiter Norbert Schweers will das Kurs-Angebot weiter verbessern: Noch müssen die Jugendlichen teilweise nach ihrer Gewalttat ein Dreivierteljahr auf das Training warten, die Kurse finden nur einmal im Jahr statt. Aus pädagogischer Sicht sei es aber notwendig, dass die Konsequenz möglichst zeitnah auf das begangene Verbrechen folge. just
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