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Stau-Stadt. In Potsdam sind Pförtnerampeln im Einsatz. Sie sollen für saubere Luft und einen besseren Verkehrsfluss sorgen. Staus wird es dennoch weiter geben.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: 80 Minuten lang Grünphase halbiert

Potsdams Pförtnerampel-System war am Mittwoch erstmals im Berufsverkehr im Einsatz – Konkrete Ergebnisse erst in Monaten

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Gestern um 7.35 Uhr – mitten im Berufsverkehr – wurden zahlreiche Autofahrer, die in die Potsdamer Innenstadt wollten, glattweg ausgebremst: Die neue umweltorientierte Verkehrsführung der Landeshauptstadt mit dem Pförtnerampel-System wurde erstmals aktiviert. Der Grund: Sowohl in der Zeppelinstraße wie auch in der Behlertstraße näherte sich die Belastung mit Stickoxiden den zulässigen Grenzwerten – die beiden Pförtnerampeln im Bereich Zeppelinstraße/Luftschiffhafen und Nuthestraße/Behlertstraße sprangen an, und statt der üblichen Verkehrsmeldungen stand auf den in der Nähe befindlichen elektronischen Hinweistafeln: „Hohe Luftschadstoffbelastung – Verkehrsdosierung aktiviert“. Folge der Verkehrsdosierung: Die Grünphase der Pförtnerampeln halbierte sich.

Das Ganze dauerte laut Stadtsprecher Markus Klier bis 9.15 Uhr. Allerdings führte die Einschaltung der Pförtnerfunktion an den Ampel zwischenzeitlich in beiden Bereichen zu größeren Rückstaus – der Stau reichte zum Beispiel im Bereich Zeppelinstraße auf der Bundesstraße 2 zurück bis auf Höhe Seminarishotel außerhalb der Stadtgrenzen. Auch an der Humboldtbrücke kam es zum Rückstau. Klier: „Nachdem sich die Schadstoffwerte wieder normalisiert hatten, konnte auch der Verkehr wieder ganz normal fließen.“ Die beiden anderen Pförtnerampeln im Bereich Brauhausberg/Michendorfer Chaussee und Heinrich-Mann-Allee/Friedhofsgasse kamen gestern nicht zum Einsatz – in diesen Bereichen war die Schadstoffbelastung der Luft im grünen Bereich.

Das Pförtnerampel-System war am Dienstag offiziell in Betrieb genommen worden. Erstmals in Deutschland sind dabei vier Messstationen direkt mit der Potsdamer Verkehrsleitzentrale verbunden. Nähern sich die Messwerte den zulässigen Höchstgrenzen, kommen die Pförtnerampeln zum Einsatz – durch die Halbierung der Grün-Phase gelangen weniger Fahrzeuge in die belasteten Teile der Stadt. Dort wiederum sorgen 30 von der Leitzentrale gesteuerte Ampeln für eine Grüne Welle.

Ziel ist es, die Schadstoffbelastung der betroffenen Straßen durch weniger Fahrzeuge und fließenden Verkehr kurzfristig zu senken. Das sogenannte Stop-and-Go soll vermieden werden. Sobald eine Entlastung eintritt, wird die Grünphase an den Pförtnerampeln wieder verlängert. Die Fahrtzeit soll, trotz möglicher längerer Wartezeiten an den Pförtnerampeln, insgesamt nicht länger werden. Die Stadt war per Gesetz zum Handeln gezwungen worden, weil die Schadstoffbelastung in einigen Straßen an zu vielen Tagen über den zulässigen Grenzwerten lag.

Ein seit Februar laufender Test im Straßenzug Behlertstraße/Humboldtbrücke hat nach Auskunft von Thomas Jasper von der Potsdamer Verkehrszentrale bereits positive Wirkungen gezeigt. Die Messdaten hätten seitdem seltener die Grenzwerte erreicht. Stadtsprecher Klier schränkte jedoch ein, dass zuverlässiges Datenmaterial über den Wirkungsgrad des 2,3 Millionen Euro teuren Verkehrsleitsystems erst in ein paar Monaten vorliegen würden. So müsse bedacht werden, dass es auch vor der Einführung des Pförtnerampel-Systems in vielen Straßen der Stadt immer wieder zu Staus gekommen sei. Klier: „Am Mittwochmorgen gab es ohnehin ein sehr großes Verkehrsaufkommen.“ Die Reaktionen der Potsdamer auf das neue System seien am ersten Tag verhalten gewesen – Klier sprach von lediglich drei Anrufen in der Zentrale.

Vielleicht lag es auch daran, dass es am Premierentag nur zu den zwei morgendlichen Einsätzen von Pförtnerampeln kam. Den Rest des Tages wurde normal auf Grün geschaltet. Staus im Nachmittagsverkehr hatten ganz normale Ursachen: zu viele Autos auf den Straßen.

Michael Erbach

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