zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ab Ende 40 wird es ernst

Vor allem Frauen nutzen das Angebot von „Schickes Altern“

Stand:

„So ein Blödsinn – was soll denn am Altern schick sein?“ Solche Kommentare hörte Gisela Gehrmann im Sommer häufig durch die geöffnete Ladentür. Die Inhaberin von „Schickes Altern“ in der Lindenstraße 22 trägt es mit Fassung. „Man braucht vor dem Altwerden keine Angst zu haben. Im Gegenteil“, sagt die 50-Jährige mit Nachdruck. „Viele Menschen sagen, dass es schön ist.“ Um auch anderen dieses Lebensgefühl zu vermitteln, erfüllte sich die Gerontologin und Medizin-Pädagogin vor einem Jahr ihren lange gehegten Traum und eröffnete das Zentrum „Schickes Altern“.

Seitdem haben in den 125 Quadratmeter großen Räumen zahlreiche Vorträge, Workshops, Ausstellungen und Beratungen rund um das Thema Altern stattgefunden. Was unter nackten Glühbirnen und auf Gartenstühlen begann, spielt sich inzwischen auf bunten Designerstühlen zwischen gelb und dunkelrot gestrichenen Wänden ab.

„Mit Ende 40 wird es ernst – da spürt man das Älterwerden und muss sich damit auseinander setzen“, weiß Gehrmann. Sie will der Generation 50 plus dabei helfen. „In Potsdam gehören etwa 50 000 Menschen zu meiner Zielgruppe.“ Während ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Landesvorsitzende der Volkssolidarität in den 1990er Jahren lernte sie „unglaublich fitte und flotte Alte“ kennen. Das bestätigte ihren Eindruck, dass „unser Bild vom Altern oft falsch ist“. Mit „Schickes Altern“ will sie die Möglichkeit bieten, aktiv etwas für Geist, Körper und Seele zu tun.

Bislang nutzten vor allem Ältere, die beruflich noch viel leisten müssen, ihr Angebot – davon rund zwei Drittel Frauen. Gefragt sei etwa der zweistündige Body-TÜV, bei dem körperliche und geistige Fitness mit Hilfe eines Computers getestet werden. In Zusammenarbeit mit dem Sporttrainer und Gesundheitsberater Matthias Danyi entwickelt Gehrmann individuelle Programme für gesunde Ernährung, wirkungsvolles Abnehmen und altersgemäßem Sport.

Als geselliger Treffpunkt wird „Schickes Altern“ bislang nur zögerlich angenommen. Erklären kann sich Gehrmann das nicht. Mal sei die Resonanz auf das vielfältige Angebot überraschend groß, dann wieder ernüchternd gering. Vorträge etwa zum Thema Inkontinenz oder Impotenz würden kaum besucht. „Die Leute trauen sich nicht“, vermutet die Altersforscherin. Dann wieder sei sie überrascht, dass an einem Abend zum Thema „Tod und Sterben“ viele junge Leute kamen.

Noch schreibt Gisela Gehrmann mit ihrem Unternehmen keine schwarzen Zahlen. Künftig will sie früher mit der Werbung für ihr vielfältiges Angebot beginnen, das von Reise-, Rechts- und Schönheitsberatungen über Handy- und Computerkurse bis zu Schreibwerkstätten, Ikebana-Kursen und Lesungen reicht. „Die Leute sind neugierig“, hat sie beobachtet. Außerdem möchte sie noch mindestens 30 Jahre lang ihren Traum verwirklichen. „Dann kriege ich sie alle“, witzelt sie mit Blick auf die heute 20-Jährigen. Maren Herbst

Maren Herbst

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })