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Landeshauptstadt: „Ab mit dir auf die Gleise!“

Verschärfte Sicherheitsbestimmungen im Prozess gegen Rechten

Stand:

Verschärfte Sicherheitsbestimmungen im Prozess gegen Rechten AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Noch während der Verhandlung gegen Heiko G. vor dem Landgericht wegen gefährlicher Körperverletzung sowie schwerer räuberischer Erpressung leitet Staatsanwalt Peter Petersen ein weiteres Strafverfahren wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen den 27-Jährigen ein. „Kleben Sie den Dreck ab“, fordert der Anklagevertreter angewidert und meint damit die auf der rechten Hand des Glatzköpfigen eintätowierten SS-Runen. Heiko G. – u. a. vorbestraft wegen Körperverletzung, schwerer Brandstiftung, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte – soll in der Nacht des 22. März 2003 mit zwei Gesinnungsgenossen von dem offensichtlich der linken Szene zugehörigen Patrick B. (19) auf dem Bahnhof Rehbrücke Geld, Zigaretten und Handy erpresst haben. Danach soll er den Jugendlichen mehrfach mit der Faust und einer dreiteiligen Stahlrute geschlagen, ihn gegen 2.20 Uhr auf die Gleise gestoßen haben. Glücklicherweise hatte der Regionalzug Berlin-Belzig, der um 2.24 Uhr in Rehbrücke ankommen sollte, eine halbe Stunde Verspätung. „Ich weiß nicht, ob ich aus eigener Kraft wieder auf den Bahnsteig gekommen wäre“, berichtet der schmächtige Patrick, der im Prozess als Nebenkläger auftritt. „Ich habe geblutet und hatte Schmerzen. Aber ich konnte in die Mitte der beiden Gleise krabbeln.“ Einer der Kumpane des Angeklagten zog den schwer Misshandelten wieder auf sicheres Terrain, bevor die Polizei eintraf. Heiko G. – er sitzt derzeit wegen einer anderen Straftat in Haft – fühlt sich offensichtlich zu Unrecht auf der Anklagebank. Er sei in besagter Nacht überhaupt nicht auf dem Bahnhof Rehbrücke gewesen, könne daher die vorläufige Festnahme durch die Polizei nicht recht nachvollziehen. Patrick B. hingegen ist sich ganz sicher, in dem Angeklagten einen der Angreifer erkannt zu haben. „Ich habe seine Tätowierungen gesehen.“ Außerdem wohnen beide in Neuseddin, laufen sich hin und wieder über den Weg. „Ich kam von Freunden in Potsdam, wollte den Zug um 2.25 Uhr nach Michendorf nehmen“, erinnert sich der Lehrling. Heiko G. sei auf ihn zugekommen. „Er meinte, da ist ja so eine Scheiß-Zecke. Die soll mal sehen, wie es ist, zusammengeschlagen zu werden.“ Als er sich weigerte, dem Trio außer Zigaretten auch noch Geld und Handy zu geben, habe es Faustschläge, Tritte und Hiebe mit einem Totschläger gesetzt. Mit den Worten „Jetzt ab mit dir auf die Gleise“, habe Heiko G. ihn vom Bahnsteig geschmissen. Der Arzt im Bergmann- Klinikum attestierte dem Jugendlichen eine Nasenbeinfraktur, Weichteilschwellungen, kleine Kopfplatzwunden, eine Gesichtsschädelprellung sowie die Prellung des linken Kniegelenks. „Später tat mir dann der ganze Körper weh“, so das Opfer der Prügel-Attacke. „Und ich hatte jede Menge blaue Flecken auf dem Rücken.“ Heiko G. – so ein weiterer Anklagepunkt in dem Prozess, der unter verschärften Sicherheitsbestimmungen stattfindet – soll zudem am 18. Januar 2003 in seiner Wohnung einer jungen Frau eine Bierflasche gegen den Kopf geworfen haben. Auch das bestreitet der Angeklagte. Die Verhandlung wird am 26. Februar fortgesetzt.

Gabriele Hohenstein

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