ORTSTERMIN: „Aber nicht in unserem Lustgarten“
Ganz in Schwarz gekleidet und mit blonden Locken war die schlanke Gestalt von Monika Schulz-Fieguth beim sonntäglichen Meeting der Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ nicht zu übersehen. „Ich bin in Potsdam geboren und liebe diese Stadt“, sagt die bekannte Fotografin.
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Ganz in Schwarz gekleidet und mit blonden Locken war die schlanke Gestalt von Monika Schulz-Fieguth beim sonntäglichen Meeting der Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ nicht zu übersehen. „Ich bin in Potsdam geboren und liebe diese Stadt“, sagt die bekannte Fotografin. Nachdem die Neubaupläne des Unternehmens „Weisse Flotte“ im vorigen Jahr bekannt wurden, ergriff sie die Initiative für eine Bürgerbewegung pro Lustgarten. „Seit 400 Jahren kam keiner auf den Gedanken, im Lustgarten zu bauen“, sagt sie. Die Flotte wollte mit einem Neubau samt Gaststätte mit 250 Plätzen das Neptunbassin L-förmig umstellen. Dass sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) inzwischen gegen diese Pläne und gegen den Verkauf einer Lustgarten-Fläche ausgesprochen hat, wertet Schulz-Fieguth als Teilerfolg der Bürgerproteste. „Doch die Gefahr ist noch nicht vorüber“, sagt sie, der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Flotten-Neubau noch nicht vom Tisch.
Auch Rudolph Freiherr von Ketteler, Vorsitzender des Fördervereins für die Wiederherstellung des Neptunbassins, war zu der Feier gekommen. Vom kleinen Bühnenpodest zwischen Mercure und Bassin verkündete er: „500 000 Euro kostet die Vollendung der Neptungruppe – die Spender stehen bereit“. Doch im Falle einer Bebauung würden sie abspringen. Kettelers Engagement für die Skulpturengruppe „Neptuns Triumph“ rührt noch aus der Zeit, als er 1998 bis 2004 Direktor des Mercure-Hotels war. Vier von zwölf Figuren der Gruppe seien bereits nachgebildet.
Die Frankfurter Architekten AG Dietz Joppien mit den Namensgebern Albert Dietz und Annett-Maud Joppien hatten den Neuen Lustgarten mit einem verkleinerten Neptunbassin zur Bundesgartenschau entworfen. „Diese moderne Gestaltung, aber mit einem auf das Original vergrößerten Neptunteich, wollen wir erhalten“, betonte Schulz-Fieguth. Für die Flotte werde sich ein Standort finden, „aber auf keinen Fall in unserem Lustgarten“.
Architekt Christian Wendland und die Journalistin Natalie Gommert verteilten an die Teilnehmer des Meetings alte Pläne des Lustgartens aus dem Jahr der Bundesgartenschau 2001. Teilweise ist die Anlage bereits verändert. „Wasserschleier“ heißt eine Einzeichnung auf der großen Freifläche an der Breiten Straße. Doch von den „Wasserschleiern“ ist heute nichts mehr zu sehen. Nach mehreren missglückten Versuchen, die aufwändigen Springbrunnenanlage in Gang zu bringen, ließ die städtische Pro Potsdam GmbH als Betreiberin sie klammheimlich zurückbauen.
Auch für Saskia Hüneke, Grünen-Fraktionschefin im Stadtparlament, ist das Lustgartenfest ein Pflichttermin. Sie sieht die aktuelle Situation kritisch. Es gebe Erklärungsbedarf über die Gespräche zwischen Stadtverwaltung und dem Flotten-Unternehmen. „Die Stadtverordneten sollten erfahren, was genau vorgeschlagen wurde“, fordert sie. Von einem Anbau an das Hotel Mercure sei die Rede, doch welche Konsequenzen habe dieser für die weitere Stadtentwicklung?
Die Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ zieht den Kreis noch weiter und hält den Abriss des Hotels Mercure für unausweichlich. „Dann aber drohen neue Gefahren“, so Monika Schulz-Fieguth: „Wir müssen uns Zeit lassen und dürfen an dieser Stelle keine Fehler machen.“
Günter Schenke
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