Sport: Abgang in sechs Akten
Die nächste deutsche Nationalspielerin verlässt Turbine Potsdam – doch Trainer Schröder sieht’s gelassen
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Als sich die erste Wut gelegt hat („Sie haben ja keine Ahnung.“) und auch der erste Trotz („Wir wollten die Spielerin gar nicht halten.“), wird Bernd Schröder nachdenklich. Da sagt der Trainer des Frauen-Fußballbundesligisten Turbine Potsdam: „Ich habe das Gefühl, dass ich hier die Lust verlieren soll – und in gewisser Weise ist das längst passiert.“
Passiert ist am Tag zuvor Folgendes: Da hat der VfL Wolfsburg bekannt gegeben, dass er die deutsche Nationalspielerin Navina Omilade, 25, unter Vertrag genommen hat. Es ist bereits die sechste deutsche Nationalspielerin von Turbine, die in den vergangenen Monaten ihren Wechsel verkündet und sich lieber nach einem anderen Arbeitgeber umgeschaut hat.
Nun kann man sich darüber wundern, dass Omilade ihren Klub nicht vorher wenigstens intern informiert hat, weshalb Turbine-Geschäftsführer Bernd Kühn schimpft: „Es ist stillos, dass sie dafür nicht das Kreuz hat.“ Omilade selbst sagt kleinlaut, dass der Wechsel „ganz schön blöd gelaufen“ sei. Doch andererseits darf man sich auch ein wenig darüber wundern, warum eigentlich derzeit so viele Nationalspielerinnen – immerhin ging auch die Brasilianerin Cristiane zu Saisonbeginn – Potsdam verlassen und zur Konkurrenz wechseln.
Das Geld könne nicht der Grund sein, sagt Trainer Schröder, der wegen seiner schroffen Art in die Kritik geriet, diese Vorwürfe aber „alte Legenden“ nennt.
Nein, sie gehe „überhaupt nicht“ im Streit mit dem Trainer, beteuert Omilade, die sich seit gestern in Portugal mit dem DFB-Team auf den Algarve-Cup vorbereitet. Und auch das Geld sei nicht entscheidend gewesen. Es sei viel mehr so: „Ich kann in Wolfsburg eine Führungsspielerin sein. Dort trage ich mehr Verantwortung – in Potsdam war ich eine von vielen.“ Der Verein wolle eine Spitzenmannschaft aufbauen, zudem stehe der Weltkonzern VW dahinter und auch das prominente Bundesligateam der Männer. Dass Turbine sie gar nicht mehr haben wollte, sieht die Spielerin gelassen. „Eigentlich hatte ich vor einiger Zeit gesagt, dass ich mich nach einem neuen Verein umschauen will.“
In Potsdam lässt sich Schröder nicht aus der Ruhe bringen. Er werde „die Brocken nicht hinschmeißen“ und nun auf die Jugend setzen. „Wir sparen Spitzengehälter und können das Geld in unseren Nachwuchs investieren.“ Bis zur WM 2011 will Schröder eine neue Mannschaft aufbauen; mit Torhüterin Nadine Angerer hat der Klub den Vertrag verlängert. Heute soll Jennifer Zietz folgen, zumindest für ein weiteres Jahr. Es wäre mal wieder eine schöne Nachricht aus Potsdam.
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