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Uni bietet Adipositas-Training für Kinder an
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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr: Schlechte Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten sind mit zunehmendem Alter tatsächlich immer schwerer zu durchbrechen. Bei stark übergewichtigen bis adipösen Kindern und Jugendlichen ist eine dauerhafte Gewichtsreduzierung deshalb leichter zu erzielen als bei adipösen Erwachsenen, so die Beobachtung von Petra Warschburger, Professorin für Beratungspsychologie an der Universität Potsdam und Leiterin des von ihr gegründeten Patienten-, Trainings- und Beratungszentrums (PTZ).
Warschburger hat ein Schulungsprogramm gegen Adipositas entwickelt, das seit nunmehr sechs Jahren vom PTZ in der Potsdamer Innenstadt angeboten wird (Start jeweils im Frühjahr und Herbst). Psychologen und Ernährungswissenschaftler kooperieren mit Kinderärzten und Sportwissenschaftlern, um Kindern und Jugendlichen beim Abnehmen zu helfen. Ihr Ziel ist es, die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten der Teilnehmer dauerhaft zu verändern, damit diese auch in Zukunft ihr Gewicht halten.
In kleinen Gruppen erlernen die Teilnehmer die Grundlagen gesunder Ernährung. Das Angebot ist auf Kinder (7 bis 11 Jahre), Jugendliche (12 bis 16 Jahre) sowie junge Erwachsene (17 bis 25 Jahre) zugeschnitten. In den ersten drei Monaten gibt es wöchentlich einen Termin für die Schulung und einen zweiten für das Sportprogramm, das der SC Potsdam im Auftrag des PTZ anbietet. Statt Leistungsdruck steht dort der Spaß an der Bewegung im Vordergrund. Nach dem intensiven dreimonatigen Training werden die Familien ein Jahr lang nachbetreut. Sie erhalten individuelle Gesprächstermine, bei denen sie Fragen und Probleme besprechen und sich neue Ziele setzen können.
Die Eltern sind in das Adipositas-Training eingebunden, da sie mit ihren Essgewohnheiten eine wichtige Vorbildfunktion haben. Allerdings spielen auch genetische Faktoren eine Rolle. An manchen der monatlichen Elternabende, wird gemeinsam gekocht. „Wir verbieten keine Nahrungsmittel, sondern betonen Qualität und Genuss“, sagt Warschburger. Alles darf gegessen werden, aber nur in Maßen. In Rollenspielen üben die Teilnehmer den Umgang mit heiklen Situationen, etwa wenn die Oma nicht akzeptiert, dass ihr Enkelkind nur ein Stück von dem leckeren selbst gebackenen Kuchen essen will.
Der Verlust des natürlichen Sättigungsgefühls ist oft Schuld am Übergewicht. Wer nebenbei vor dem Fernseher isst, nimmt die Sättigungssignale nicht mehr auf. „All dies muss man sich bewusst machen“, sagt Warschburger. Wer abnehmen will, muss nicht hungern, sondern seine Essgewohnheiten ändern, zum Beispiel langsam und genüsslich essen. Ein gutes Frühstück vermeidet Heißhungerattacken am Vormittag.
Seit 2004 haben insgesamt 115 Kinder und Jugendliche das Adipositas-Training des PTZ mitgemacht – meist auf Empfehlung des Kinderarztes. Der Bedarf sei allerdings viel größer, so Warschburger. Allein in Brandenburg sind mehr als fünf Prozent der Schulanfänger übergewichtig und mehr als drei Prozent adipös. Entscheidend für diese Einstufung sind die sogenannten BMI-Perzentilen. Hierbei wird das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße in Bezug auf die Altersgenossen betrachtet. Eltern kennen die Kurven aus den U-Heften des Kinderarztes. Sind nur drei Prozent der Gleichaltrigen schwerer, gilt das Kind als adipös.
Die Folgen für die Gesundheit sind beträchtlich: Herz-Kreislauferkrankungen, Haltungsschäden, Diabetes Typ II und eine kürzere Lebenserwartung. „Das ist kein rein ästhetisches Problem“, erklärt die Psychologin Warschburger. Die Erfolgsquote des Trainingsprogramms kann sich sehen lassen: Rund 40 Prozent der Kursteilnehmer gelang es, das reduzierte Gewicht zu halten. Weitere 40 Prozent konnten immerhin die weitere Gewichtszunahme stoppen. Maren Herbst
Eine Anmeldung für das Adipositas-Training des PTZ ist jederzeit möglich. Telefonkontakt: 0331 / 977 2763; E-Mail: ptz@uni-potsdam.de
Maren Herbst
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