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Auf einer Postkarte aus den 1920er Jahren zeigte sich das Neubabelsberger Rathaus noch intakt und mit Vorplatz.

© privat

Landeshauptstadt: Abriss des Neubabelsberger Rathauses befürchtet

KIS-Chef Richter: Gebäude wird verkauft / Anwohner organisieren sich / Denkmalschutz sagt Prüfung zu

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Babelsberg - Zunehmendes Bürgerengagement für historische Bausubstanz: Immer häufiger befürchten Potsdamer einen Abriss von Gebäuden, die ihnen erhaltenswert erscheinen, die aber nicht unter Denkmalschutz stehen. Zu dem bereits breit diskutierten Beispiel des vom Abriss bedrohten Hauses Dietz in der Kurfürstenstraße (PNN berichteten) könnte nun ein Fall in Babelsberg hinzukommen: Anwohner am Johann-Strauß-Platz befürchten einen Abriss des alten Neubabelsberger Rathauses.

Derzeit gründet sich eine Bürgerinitiative, die Anfang kommenden Jahres öffentlich in Erscheinung treten will. Wie einer der Initiatoren, der seinen Namen noch nicht genannt wissen will, den PNN gegenüber erklärte, wolle „ein kleiner Kreis von in der Umgebung Wohnenden“ einen Abriss des Neubabelsberger Rathauses nicht klaglos hinnehmen. Ihre Befürchtung begründeten sich aus der Tatsache, dass das Gebäude, das bisher als Außenstelle der Potsdamer Musikschule genutzt wird, vom Kommunalen Immobilien Service (KIS) verkauft werden soll.

Der Anwohner erinnert an die alte Mensa in Babelsberg, die auch abgerissen und dessen Grundstück mit „Mietbunkern“ bebaut worden sei. „Wir befürchten, dass das wieder passieren wird“, erklärte der Babelsberger. Eigene Versuche, das Gebäude bei „den Behörden“ unter Denkmalschutz stellen zu lassen, seien fehlgeschlagen. Offenbar störe der Denkmalschutzstatus beim Verkauf des Hauses. Indes sagte Ralph Paschke vom Landesamt für Denkmalschutz den PNN gestern eine Prüfung des alten Neubabelsberger Rathauses hinsichtlich einer Aufnahme in die Denkmalliste zu. Ausdrücklich lobte er das Engagement der Bürger aus der Nachbarschaft. Paschke zufolge widerspreche es dem Gedanken der Nachhaltigkeit, Häuser, die nicht unter Denkmalschutz stehen, ohne guten Grund abzureißen. Schließlich seien für jedes Haus Energie, Rohstoffe und Arbeitskraft aufgewendet worden.

Die Musikschule ziehe ab Sommer 2011 in die Grundschule am Pappelhain, erklärte KIS-Chef Bernd Richter auf PNN-Anfrage. Danach werde es eine Ämter-Abfrage geben, ob das alte Neubabelsberger Rathaus noch von einer kommunalen Einrichtung benötigt wird. Danach „gehen wir in die Vermarktung“, sagte Richter, „wie es steht und liegt“. Anwohner befürchten jedoch, dass das Haus aufgrund wirtschaftlicher Interessen kaum noch zu halten sein werde, sollte es an einen Privatinvestor verkauft werden.

Das Haus, damalige Adresse Rathausstraße 1, war 1907 als Rathaus für den zu dieser Zeit noch selbständigen Ort Neubabelsberg errichtet worden. Zunächst zierte noch ein Turm das Gebäude, der in den 1930er Jahren jedoch abgerissen wurde. Als Rathaus diente das Haus noch bis zur Eingemeindung Babelsbergs 1938, „danach verlor es an Bedeutung“, wie es in einem Eintrag des Internet-Lexikons PotsdamWiki heißt. Guido Berg

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