Landeshauptstadt: Absage an dritten Havelübergang Verwaltung setzt auf „nachhaltige Mobilität“
Die Planungen eines dritten Havelübergangs zur Verkehrsentlastung der Innenstadt sind vom Tisch. „Auf Empfehlung des Oberbürgermeisters“ konzentriere sich die Verwaltung im neuen Verkehrskonzept auf das Szenario „nachhaltige Mobilität“, sagte Fachbereichsleiter Bernd Kahle am Dienstagabend bei der zweiten Bürgerbeteiligung zu dem Papier.
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Die Planungen eines dritten Havelübergangs zur Verkehrsentlastung der Innenstadt sind vom Tisch. „Auf Empfehlung des Oberbürgermeisters“ konzentriere sich die Verwaltung im neuen Verkehrskonzept auf das Szenario „nachhaltige Mobilität“, sagte Fachbereichsleiter Bernd Kahle am Dienstagabend bei der zweiten Bürgerbeteiligung zu dem Papier. Und: „In diesem Konzept ist ein weiterer Havelübergang nicht enthalten.“ Im gut besetzten Saal des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte regte sich jedoch Widerspruch. Wolfgang Schütt (CDU), sachkundiger Einwohner im Bauausschuss, verwies darauf, dass es überhaupt noch keinen Beschluss der Stadtverordneten zum nachhaltigen Verkehrskonzept gebe.
In den vergangenen 15 Jahren hatte es immer wieder Vorstöße zu einem neuen Havelübergang gegeben. Zunächst wurde eine Innerstädtische Entlastungsstraße (ISES) südlich der Magdeburger Bahn zur Zeppelinstraße trotz Bürgerprotesten als wirksamste Entlastung favorisiert. Diese Lösung würde den Kreuzungsbereich Nansen- / Zeppelinstraße autobahnähnlich verändern. Ähnlich kompliziert und durch die Wiedergewinnung des Stadtkanals zusätzlich verschärft ist die Situation der „Stummel-ISES“ mit Zu- und Ausfahrt an der Dortustraße. Als möglicher Brückenschlag war die Havelspange über den Templiner See daher bis jetzt Bestandteil der Verkehrsentwicklungsplanung.
„Ich halte es für notwendig, dass wir uns mit der Havelspange weiter auseinandersetzen“, sagte der Linke-Stadtverordnete Ralf Jäkel und erhielt dafür Beifall. „Wenn wir im Rahmen des neuen Konzepts nicht dafür kämpfen, ist der Havelübergang gestorben.“ Jäkel verwies darauf, dass nach seinen Informationen der Bund auf ein Signal aus Potsdam und dem Umland warte. Die Untersuchung zur Havelspange müsse daher weiter qualifiziert werden. Wie berichtet wollen SPD und CDU eine Bürgerbefragung zum dritten Havelübergang durchführen.
Das Konzept für eine nachhaltige Mobilität gilt bis zum Jahre 2025. Billig ist es nicht. Allein für den Zeitraum bis 2015 sind Kosten von rund 83 Millionen Euro vorgesehen, über die Hälfte davon für neue Busse und Straßenbahnwagen.
Nach der letzten Bevölkerungsprognose soll Potsdams Einwohnerzahl bis 2030 auf 187 000 steigen. Den größten Zuwachs werde es laut Kahle im Norden geben. Trotzdem soll bis dahin der Anteil des Autoverkehrs von 32 auf 23 Prozent sinken. „Einen solchen Wert erreicht keine andere deutsche Stadt“, behauptete Jäkel. Die Zahl sei nach seinen Recherchen unrealistisch. Schwer wiegen dürfte das Argument, dass mit einem Einwohnerwachstum in den Außenbereichen gleichzeitig der Autoverkehr flüssig gehalten werden müsse. Die Bewohner „am Rande“ wollen nicht nur zum Einkauf und zur Arbeit, sondern müssen auch die Kinder in Kitas und Schulen transportieren. „Um von Bornim mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die August-Bebel- Straße zu kommen, muss ich viermal umsteigen“, sagte eine Anwohnerin aus dem Norden. Da sitze sie lieber im Auto.
Ihr Ziel wollen die Verkehrsplaner durch Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung, Erhöhung der Stellplatzgebühren, Pförtnerampeln an den Stadteingängen und durch verbesserte Bedingungen für „nachhaltige“ Verkehrsmittel wie Fahrrad, Busse und Bahnen erreichen. Ebenfalls mehr Beachtung finden die Fußgänger. In den nächsten zwölf Jahren müssen laut Konzept für die fußgängerfreundliche Umgestaltung rund zehn Millionen Euro aufgewendet werden. G. Schenke
G. Schenke
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