
© Jan Kuppert
Das letzte Spiel: Abschied nach 21 Jahren
Ex-Nationalspielerin Madleen Wilder kickt am Sonntag letztmals und will mit Blau-Weiß Beelitz daheim erneut den Landespokal gewinnen
Stand:
Ihr letztes Fußballspiel will Madleen Wilder am morgigen Sonntag noch einmal richtig genießen, um dann nach 31 Jahren die Töppen endgültig an den Nagel zu hängen. Wilder empfängt mit Blau-Weiß Beelitz morgen um 15 Uhr im Endspiel um den Frauenfußball-Landespokal den FC Borussia Brandenburg, „und es wäre für mich ein schöner Abschluss, mit meinem Heimatverein im Land noch mal alles gewonnen zu haben“, sagt die 31-Jährige. Blau-Weiß wurde in diesem Jahr schon Hallenlandesmeister – durch ein 2:0 im Finale gegen Borussia – und vor Wochenfrist Meister der Brandenburgliga durch ein 4:2 daheim ebenfalls gegen den morgigen Gegner. Auf den Aufstieg in die Regionalliga will Beelitz aber auch in diesem Jahr noch verzichten, da sich der Verein von seinen Rahmenbedingungen her noch nicht so weit glaubt.
„Der erneute Titel war schon toll“, meint Madleen Wilder, die mit fünf Toren – zwei im letzten Spiel – zum erneuten Meisterschaftsgewinn beitrug und nun nicht leichten Herzens dem Fußball adé sagt. „Ein bisschen Wehmut ist schon da, denn ich habe hier in Beelitz den Spaß am Fußball wiedergefunden, der mir zuletzt bei Tennis Borussia abhanden gekommen war“, erzählt die 1,67 Meter große Mittelfeldspielerin, die ab 1991 in Beelitz als erstes Mädchen gemeinsam mit Jungs um Punkte kämpfte – „nachdem ich davor nur trainieren durfte“, so Wilder – und ab 1993 dann zehn Jahre für Turbine Potsdam spielte. „Das waren schöne Jahre“, erinnert sich Wilder, die mit Turbine dreimal Deutsche Vizemeisterin wurde und in Potsdam zur Nationalspielerin reifte. Sie bestritt 2001 zwei Länderspiele gegen Kanada (3:0) und Portugal (9:0) und gehörte im gleichen Jahr zum Nationalteam, das im eigenen Land Europameister wurde. 2003 wechselte Wilder zum FCR Duisburg, 2006 zum Zweitligisten Tennis Borussia Berlin, mit dem sie auf- und wieder abstieg und dem sie 2009 den Rücken kehrte. „Dort war einiges nicht im Reinen, so dass ich erst einmal aufgehört habe, ehe ich im Januar 2010 zu meinen Wurzeln zurückkehrte“, erklärt Wilder, die nun bei Blau-Weiß Beelitz im zentralen Mittelfeld die Strippen zieht. „Mit ihrer großen Erfahrung und ihrem hohen Einsatz ist sie unheimlich wichtig für unsere Mannschaft, ebenso wie als Zugpferd für junge Spielerinnen“, sagt ihr Trainer Benno Knospe.
Hauptgrund für Wilders jetzigen Abschied vom aktiven Fußball ist ihr Umzug nach Rostock, wo sie inzwischen wohnt und Arbeit als Serviceberaterin in einem Autohaus gefunden hat. „Ich bin meiner Freundin Madlen gefolgt, die dort seit anderthalb Jahren Grundschul-Pädagogik studiert“, erklärt die gebürtige Potsdamerin. „Sie ist damals mit mir nach Duisburg gegangen, was für sie schon ein großes Opfer war, und anschließend nach Berlin. Nun war ich mal dran umzuziehen.“ Zwar gebe es auch in Rostock die Chance zum Kicken, „aber das ist jetzt eine gute Möglichkeit zum Aufhören, zumal ich einige schwere Verletzungen hinter mir habe“, meint Madleen Wilder. Innerhalb eines halben Jahres erlitt sie erst einen Mittelfußbruch im linken Fuß und dann einen Bruch des rechten Wadenbeins. „Ab 1. April 2011 hatte ich dort eine Metallplatte und sechs Schrauben drin, die erst am 17. April dieses Jahres wieder entfernt wurden und mit denen ich auch Fußball gespielt habe“, erzählt sie. „Irgendwie hat das auch funktioniert.“
Nun will sich Wilder mit dem dritten Beelitzer Landespokalsieg in Folge selbst das schönste Abschiedsgeschenk vom runden Leder machen; neben ihr wird am Sonntag auch Abwehrspielerin Martina Kaiser von Blau-Weiß feierlich verabschiedet. Um das Triple zu schaffen und auch zum dritten Mal den DFB-Pokal zu erreichen – in dem für Beelitz 2010 (0:6 gegen den 1. FC Lübars) und 2011 (1:7 gegen den FFC Oldesloe) jeweils in Runde eins Schluss war –, bedarf es aber noch einer gehörigen Portion Arbeit auf dem Platz, auf dem zuvor zwei Nachwuchs-Endspiele ausgetragen werden (siehe Kasten). „Am letzten Sonntag waren wir besser, aber das Pokalfinale beginnt wieder beim 0:0“, sagt Madleen Wilder. „Da wird vieles auch von der Tagesform abhängen. Wir sind aber weiter gut drauf. Unsere Mannschaft gibt nie auf, jede kämpft für jede. Mir wird künftig schon was fehlen“
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