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Landeshauptstadt: Abschluss nach 40 Schuljahren

Platzeck wünscht sich mehr Lehrer wie Sigrun Siewert sowie Undine Braun – und kritisiert damit andere

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Zentrum-Ost - Ein Raunen ging durch die Reihen, als Matthias Platzeck seine persönliche Meinung über so manchen Lehrer offen äußerte. Er wünsche sich mehr Pädagogen wie Sigrun Siewert, sagte der Ministerpräsident bei seinem Besuch zur gestrigen Zeugnisausgabe an der Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule. Sie habe mit immer neuen Konzepten Fantasie und Kreativität in den Schülern geweckt. Andere Lehrer würden dagegen „jahrelang oder auch jahrzehntelang“, so Platzeck, die immergleichen Unterrichtsausarbeitungen rausholen und versuchen damit Schülern Wissen zu vermitteln.

Was Platzeck gestern am frühen Morgen auf dem Hof der Potsdamer Gesamtschule aussprach, schwelt wie die unbehagliche Diskussion zu Hause nach einer schlechten Zensur seit langem unter den Schuldächern: die Qualität der Lehrer und deren Engagement. Es gebe Lehrer, „die könne man nicht auf Schüler loslassen“, sagte ein Potsdamer Schulleiter kürzlich am Rande eines offiziellen Termins. Daher sei das Projekt Moses zur Stärkung der Schulen so immens wichtig. Neben der Hoheit über einen Verwaltungsetat bestehe dabei auch die Möglichkeit, sich Lehrer auf dem Markt selbst aussuchen zu können. Platzeck ließ es sich daher gestern nicht nehmen, als Geste der Wertschätzung Sigrun Siewert persönlich in den Ruhestand zu verabschieden. Nur eine Hand voll Lehrer waren von dem Besuch unterrichtet.

Müller sagte, mit ihr werde eine von den fünf Prozent Lehrern im Land, die das Prädikat sehr gut verdienten, nicht in den Schuldienst zurückkommen. Sie habe am Anzug der Lenné-Schule mitgeschneidert und ihn „konstruktiv und kritisch“ weiter entwickelt. Mit Sonnenbrille im Gesicht und einem Taschentuch in der linken Hand hinter dem Rücken steht Sigrun Siewert vor den Schülern und hört den Laudatoren zu, die ihr den Weg in den Ruhestand versüßen. Nach 40 Jahren als Lehrerin, nach 23 Jahren an der Schule im Zentrum-Ost. Nun wird sie eine der Pädagoginnen sein, die zum nächsten Schuljahr nicht mehr an die Tafel steht, um Wissen zu vermitteln. Obwohl sie davon mehr hat als so manch anderer, erklären ihre „Traumtänzer“ – so habe sie ihre Schüler oft bezeichnet. Sie erzählen von Bildungsreisen mit ihr, über ihren Unterricht und das sie als Geschichtslehrerin immer das Gefühl vermittelt hat, selbst in einer historischen Epoche gelebt zu haben. Und von Anekdoten wie die der Frühstücksbrote, die sie einmal einer Schülerin geschenkt hat, weil diese vor Schulbeginn nicht gefrühstückt hatte. Sie hat „ein Riesenherz für die Schüler“, sagt Schulleiter Müller über sie und winkt Ehemalige herbei, die an ihrem letzten Arbeitstag zum Abschied vorbei gekommen sind. Vor diesem Moment des Abschieds habe sie sich gefürchtet, sagt Sigrun Siewert. Doch nun sei sie gerührt. Ihr Motto ist, dass Arbeit Lebensinhalt sein kann, „sogar sein sollte“.

Sie ist jedoch nicht die einzige Lehrerin an der Lenné-Schule mit 40 Arbeitsjahren. Auch Undine Braun gehört zu jenen Lehrerinnen, die Platzeck mit seiner Laudatio auszeichnete. Sie habe dafür gesorgt, dass die Schule Pilotschule für das Fach e-Learning Recht ist. „So wie es hier bei Euch läuft, stelle ich mir Schule vor“, sagte Platzeck und ergänzte: „Eure Lehrer und Euer Boss haben es sich aber nun auch verdient, Euch mal ein paar Wochen nicht zu sehen.“ jab

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