Landeshauptstadt: „Absiedlung“ von Kleingärten beginnt
27 Parzellen im Bornstedter Feld betroffen / Für „Selbsthilfe“ besteht Klärungsbedarf
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Bornstedter Feld / Templiner Vorstadt - Die von den Kleingartenvereinen „Bornstedter Feld“ entlang der Kirschallee und „Selbsthilfe“ am Horstweg genutzten Flächen sind in diesem Monat durch die Bodeneigentümer fristgemäß gekündigt worden. Dies teilte im Winterseminar des Verbandes der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) für die Vorsitzenden der 167 angeschlossenen Vereine Geschäftsführer Friedrich Niehaus mit.
Am Bornstedter Feld, mit 152 Parzellen einem der größten Gartenvereine in Potsdam, soll die „Nördliche Eigenheimsiedlung an der Kirschallee“ entstehen. Laut Bebauungsplanentwurf 54 B müssen dafür bis zu 123 Gärten geräumt werden. In diesem Jahr ist die „Absiedlung“ der ersten 27 Kleingärten vorgesehen, die übrigen sollen in zwei Schritten in den Jahren 2010 und 2011 geräumt werden. Laut Niehaus wurden dafür genaue Absprachen getroffen, auch über die an die Pächter zu zahlenden Entschädigungen. „Wir warten nun, dass die Stadt als Eigentümer wie angekündigt den Kaufvertrag mit der Gesellschaft Pro Potsdam schließt und dann zügig die Entschädigungen gezahlt werden“, erklärte der VGS-Geschäftsführer gegenüber PNN.
Keine Rolle spielte offensichtlich, dass die Gärten auf ehemaligem Bodenreformland liegen. Da die Flächen für einen wirtschaftlichen Betrieb zu klein waren, wurden sie von den Bauern in den 1950er Jahren angeblich freiwillig an die Stadt abgetreten, die sie zu Kleingärten parzellierte.
Erneuert hat der Anwalt des privaten Bodeneigentümers der „Selbsthilfe“-Fläche am Horstweg die erstmals 2006 ausgesprochene Kündigung. Sie war damals gescheitert, und „die Gründe dafür bestehen fort“, meint Niehaus. Für die vorgesehene Bebauung mit einem Hotel liege bei der Stadt nach wie vor kein Bauantrag vor. Der VGS könne nicht erneut riskieren, dass die Gärten geräumt werden, dann aber unbebaut liegen bleiben und zum Schandfleck verkommen, wie das beispielsweise bei „Uns genügt“s“ und anderen aufgegebenen Sparten der Fall ist. Auch die Fragen der Infrastruktur, wie sie ein Hotel brauche, seien weitgehend ungeklärt. 52 Parzellen wurden gekündigt, die restlichen 13 würden den Neubau dann als Splitterflächen umgeben. Für die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung – so müsse ein Ersatz für das Pumpwerk gefunden werden – gebe es bisher keine Lösungen, ebenso wenig für die Zufahrt zum Hotel. Um den Platzbedarf zu sichern, sei die Kündigung von weiteren sieben Parzellen des Nachbarvereins „Moosgarten“ erforderlich, ausgesprochen worden sei sie aber nur für zwei. Kompliziert werde das Problem, weil der Erbe des Alteigentümers das „Selbsthilfe“-Gelände inzwischen weiter veräußert hat. „Wir sehen also erheblichen Klärungsbedarf, ehe wir die Gärten aufgeben“, unterstrich Friedrich Niehaus. Den Mitgliedern habe er schon mal Hoffnung gemacht, dass sie auch im Jahr 2009 ihr traditionelles Sommerfest noch in der seit 1917 bestehenden Anlage feiern können. E. Hoh
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