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Torschützinnen-Duell im Karl-Liebknecht-Stadion. Genoveva Anonma (links) traf gestern dreimal für Potsdam und steht nach einem 5:3-Sieg mit Turbine im DFB-Pokal-Achtelfinale, Linda Dallmann (rechts) hatte zunächst Essens 1:0-Führung erzielt.

© Manfred Thomas

Sport: Achterbahnfahrt der Gefühle

Turbine Potsdam steht nach einem 5:3 daheim gegen Essen im DFB-Pokal-Achtelfinale der Frauen

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An guten Tagen kann Genoveva Anonma kichern wie ein kleines Mädchen. Der gestrige Sonntag war wieder so ein schöner Tag für die Stürmerin des Deutschen Frauenfußball-Meisters Turbine Potsdam, denn Anonma trug mit drei Toren dazu bei, dass Turbine durch ein 5:3 (2:1) daheim gegen die SGS Essen ins Achtelfinale des DFB-Pokals Mitte November einzog. „Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben. Auf wen wir in der nächsten Runde treffen, ist mir egal – wir wollen gegen alle gewinnen“, sagte die 23-Jährige, die schon im vergangenen Jahr beim 3:2-Heimsieg in der Bundesliga nach Essens 2:0-Führung dreimal getroffen hatte, und kicherte immer wieder vor Freude. „Essen ist eine starke Mannschaft mit sehr guten Spielerinnen, aber wir haben als Mannschaft sehr gut gearbeitet“, so die Kapitänin Äquatorialguineas, die in der nächsten Woche zum Afrika-Cup der Frauen in ihrem Heimatland fliegen wird.

Gestern traf neben Genoveva Anonma (24., 26., 55.) auch Keelin Winters (51., 71.) für Turbine. Für Essen hatten Linda Dallmann die Führung erzielt (8.) sowie Irini Ioannidou (50.) und Carole da Silva Costa (65.) zweimal ausgeglichen. „Wer in Potsdam drei Tore schießt, rechnet sich etwas aus“, gestand Essens Co-Trainerin Kirsten Schlosser, die ihren erkrankten Chefcoach Markus Högner vertrat und eine „Achterbahnfahrt der Gefühle“ erlebte. Potsdam ist mit dem gestrigen Sieg vor 1310 Zuschauern – drei Tage nach dem Einzug ins Champions-League-Achtelfinale am vergangenen Mittwoch – weiter im Rennen um alle drei Titel und empfängt am Mittwoch um 16 Uhr den SC 07 Bad Neuenahr zum Liga-Nachholspiel.

„Acht Tore für vier Euro Eintritt – das ist sensationell,“ meinte gestern Potsdams Coach Bernd Schröder nach einer bis zuletzt unterhaltsamen Partie. Und: „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und einigen Aktionen, in denen wir sehr gut spielten. Unzufrieden bin ich aber mit einigen Aktionen unserer Abwehr und unserer Torhüterin, die wir aus der Vergangenheit nicht gewöhnt sind. Essen war der erwartet schwere Gegner, mit dem wir uns ja schon immer tolle Duelle geliefert haben. Aber die drei Gegentore haben wir uns zum Teil selbst reingelegt. Solche Spiele kann man auch verlieren.“

Beim 0:1 vertändelte Sara Doorsoun- Khajeh das Leder vor dem eigenen Strafraum gegen Dallmann, die noch Schlussfrau Alyssa Naeher verlud und flach einnetzte. Kurz darauf hatte Turbine Glück, dass Isabelle Wolf frei vorm Tor rechts vorbeischoss (19.). In Halbzeit zwei aber nutzte Ioannidou bei einem Essener Angriff die Konfusion vorm Potsdamer Kasten aus Nahdistanz zum 2:2. Und schließlich faustete Naeher nach einem Eckball die Kugel an die Strafraumgrenze, wo sich Costa mit einem gefühlvollen Kopfball hoch ins rechte Eck zum 3:3 bedankte. „Wir haben um die Gegentore regelrecht gebettelt“, grollte Schröder später. „Positiv war aber, dass wir immer schnell wieder zurückkamen.“

Anonmas Schlenzer von der linken Strafraumgrenze hoch ins lange Eck zum 1:1 nannte der mit Lob meist sparsam umgehende Coach „ein Weltklasse-Tor“. Anonma war es auch, die noch vor der Pause nach einem tollen Winters-Zuspiel flach ins rechte Eck traf und Potsdam so erstmals in Front schoss. Nur eine Minute nach dem 2:2 ging Turbine durch einen Flachschuss der gestern blendend aufgelegten Winters wieder postwendend in Führung. Und erneut nur eine Minute nachdem die SGS noch einmal ausgeglichen hatte, schob Anonma nach schöner Flanke Jennifer Cramers von links den Ball zum 4:3 über die Linie. Für den Endstand sorgte Winters mit einem Kopfball über Essens Torfrau Lisa Weiß hinweg unter die Latte, ehe ein Schuss der eingewechselten Yuki Ogimi durch Costa noch von der Linie geschlagen wurde (80.).

„Ich bin sehr glücklich, dass ich heute getroffen habe“, meinte Keelin Winters. „Es war gut für unsere Moral, dass wir nach dem Ausgleich immer gleich wieder vorgelegt haben.“ Ihre Landsfrau Alexandra Singer war eine Woche nach ihrer im Spiel gegen Frankfurt erlittenen Kopfverletzung gestern erstmals wieder als Zuschauerin im Stadion, wo Turbines Kapitänin Tabea Kemme befand: „Dass wir uns durch Essens Tore nicht beeindrucken ließen, zeigte heute unsere mentale Stärke.“

Turbine: Naeher; Jaques (69. Ogimi), Draws, Kemme; Doorsoun-Khajeh, Hanebeck, Winters, Göransson (54. Cramer); Evans, Anonma, Andonova.

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