Ausgesprochen KAPUSTE: Adam und Eva
Bis vor einigen Jahren habe ich meine Bekleidung regelmäßig in der Innenstadt in einem Geschäft für Damen- und Herrenmoden gekauft.Dann war plötzlich Schluss.
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Bis vor einigen Jahren habe ich meine Bekleidung regelmäßig in der Innenstadt in einem Geschäft für Damen- und Herrenmoden gekauft.
Dann war plötzlich Schluss. „In Potsdam rentiert sich der Verkauf an Männer nicht“, hieß es lapidar. Das wird schon stimmen. In der Regel trägt der Potsdamer Durchschnittsmann im Sommerhalbjahr Jeans und T-Shirts und im Winterhalbjahr Jeans und Sweatshirts und, wenn es kalt ist oder regnet oder zufällig mal schneit, Jacken in lebhaftem Grau oder Schwarz, wie es Loriot ausgedrückt hätte.
Ich habe die Bekleidungsgeschäfte der Innenstadt gezählt. Auf der Brandenburger und der Gutenbergstraße zwischen der Friedrich-Ebert-Straße (inklusive) und dem Luisenplatz und dazu ihren Seitenstraßen: eine Handvoll reiner Herrenausstatter und etwas mehr Geschäfte für Damen und Herren zugleich, wobei die Herrenabteilung stets nur einen Bruchteil des Gesamtangebots ausmacht und oft ziemlich lieblos gestaltet ist. Frauen dagegen können sich individuell in bis zu 50 (in Worten: fünfzig) Läden eindecken, von denen viele die Größe einer Streichholzschachtel nicht übersteigen.
Die Katze beißt sich in den Schwanz: Da Männer zumeist Kleidermodemuffel sind, vernachlässigt sie die Geschäftswelt, und weil es so ist, schrauben diese wiederum ihre Ansprüche herab.
Auch bei der Unterwäsche dominiert das Weibliche. Sie ist arten- und farbenreich, fantasievoll und die Fantasie anregend, und sie wird auch in Potsdam „Dessous“ genannt. Was die Herrenunterwäsche betrifft, so ist sie zwar immer seltener auf trostlosen Grabbeltischen zu finden, doch dafür scheinen die Designer bei der Farbgestaltung nach dem Motto ,Ist doch wurscht, sieht ja eh keiner!’ zu verfahren. Dass laut Umfragen vielen Männern der tägliche Wechsel ihrer Unterwäsche fremd ist und dies ihren Erneuerungsbedarf verringert, sei nur am Rande vermerkt.
Was soll ich abschließend schreiben? Um Verständnis bitten, wie es die Deutsche Bahn bei Verspätungen tut? Nicht doch! Irgendein positives männliches Modeverhalten nennen? Da fällt mir nur ein, dass Männer nicht mehr Sockenhalter tragen.
Unser Autor ist ehemaliger Stadtverordneter der CDU und war Vorsitzender des Ausschusses für Kultur. Er lebt in Eiche. 2011 erschien sein Buch „Der Besserwisser oder: Showdown am Treppenlift“.
Eberhard Kapuste
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