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Von Lars Hartfelder: Adler gegen Rotor?

Ein Förster kämpft gegen Windpark in der Lausitz

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Finsterwalde - Mit Gummistiefeln läuft Fritz Quitter durch den stellenweise morastigen Hochwald im Naturpark Niederlausitzer Landrücken. Das unter den Sohlen knackende Holz schreckt zwei Seeadler auf, die davonfliegen. Der Förster macht sich seit Jahren für die Population des brandenburgischen Wappentiers in seinem Wald bei Finsterwalde stark. Nun fürchtet er um die Existenz der Vögel. Denn bei Hillmersdorf, nur rund 300 Meter vom Naturpark entfernt, habe das Landesumweltamt den Bau von fünf Windkraftanlagen genehmigt.

„Die Tiere werden von den Rotoren geschreddert, ihr Tod ist gewiss“, sagt der 52-Jährige, und dem sonst ruhigen und fröhlichen Förster steigt die Zornesröte ins Gesicht. Die Vögel müssten im Zickzackflug durch den Windpark fliegen. Neben Seeadlern, Kranichen und Fledermäusen müssten auch Mäusebussarde, Turmfalken, Schwäne und Störche dran glauben, ist er besorgt. Die Rotorblätter träfen die Tiere in der Luft und würden ihnen die Flügel abtrennen.

Sein Leben lang engagierte sich Quitter ehrenamtlich für den Naturschutz. Vor einigen Jahren gründete er eine Forstbetriebsgemeinschaft für die Unterhaltung der Grabensysteme in seinem Revier. Zudem wurden zwischen 2002 und 2004 auf dem rund 3000 Hektar großen Gebiet 500 000 Euro Fördermittel für die Renaturierung des Torfstiches eingesetzt. „Die Natur ist mittlerweile wieder absolut intakt“, sagt Quitter, der seit 30 Jahren Förster im Revier Wallhaus ist. Die Bestände zahlreicher seltener und vom Aussterben bedrohter Vogelarten wie Waldwasserläufer, Bekassine, Kiebitz, Kranich oder Wiedehopf hätten sich seitdem in der Region erholt.

„Diese Arten werden nach der Inbetriebnahme der Windräder wieder allmählich verschwinden“, ist sich der Förster sicher. Die ganze Arbeit der vergangenen Jahre sei umsonst gewesen. „Ich bin kein Windkraftgegner, doch in diesem Gebiet sind sie fehl am Platz“, sagt Fritz Quitter. Er hat alles versucht, um den neuen Windpark zu verhindern. Diverse Beschwerden beim Landesumweltamt blieben ohne Erfolg.

Zuletzt entschied der Petitionsausschuss des Landtages zugunsten des Investors. „Es konnte keine Verletzung des Tabu- beziehungsweise Restriktionsbereiches festgestellt werden“, lautete die Begründung.

Zwar sei eine Gefahr, insbesondere für Vögel, nicht von der Hand zu weisen, der Ausbau von erneuerbaren Energien müsse aber fortgesetzt werden, um dem Klimawandel entgegenzusteuern.

Dieter Lehmann, Vorsitzender des Naturschutzvereins Elsteraue, teilt die Auffassung des Petitionsausschusses nicht. „Der Standort ist absolut ungeeignet. Dort dürften niemals Windräder aufgestellt werden“, sagt er. Lehmann kritisiert, dass kein richtiges ökologisches Gutachten angefertigt worden sei. „Die Windkraft-Lobby ist in Brandenburg einfach zu stark“, sagt er.

Direkt betroffen sind auch Claudia Pohlenz und Harry Höhn. Ihr Haus befindet sich nur 250 Meter von dem neuen Windpark entfernt. Auch ihre Petitionen wurden vom Landtag abgelehnt. „Vor möglichen Lärmbelästigungen haben wir große Angst“, sagt Claudia Pohlenz.

Lars Hartfelder

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