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Voller Einsatz. Die Rugbyspieler des USV Potsdam  hier setzt sich Jan Krauzig (unten) gegen seinen Gegenspieler vom DRC Hannover durch  sind im bisherigen Saisonverlauf noch ungeschlagen.

© Olaf Möldner

Von Henner Mallwitz: „Adler“ im Höhenflug

Rugby-Zweitligist USV Potsdam ist seit sechs Spielen ungeschlagen und Tabellen-Spitzenreiter

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Es mag gespielt sein, dass der Ball, der in diesem Fall ein Lederei ist, ein wenig flach gehalten wird. Anders als eine gewisse Art des Understatements könnte das Hadern Robby Lehmanns mit der Leistung seiner Mannschaft auch kaum zu deuten sein. Da haben die Rugbyspieler des USV Potsdam sechs Siege aus den bisherigen sechs Spielen eingefahren, stehen an der Spitze der 2. Bundesliga Nord – und dennoch kamen vom Trainer nach dem 67:5-Sieg vom vergangenen Samstag gegen den SC Germania List kritische Worte. „Da hätte mehr kommen müssen“, beklagte der Coach. „List bestritt nahezu das gesamte Spiel in Unterzahl – mehr als 100 Punkte waren da drin.“

Seine Männer werden mit der Kritik umzugehen wissen – wahrscheinlich auch, weil sie sie annehmen. Denn: Gegen die ganz Großen der Liga, gegen den FC St. Pauli und den TSV Victoria Linden als direkte Verfolger in der Tabelle, haben die Potsdamer Männer mit dem Adler im Emblem in dieser Saison noch nicht gespielt. Genau diese Teams werden aber das Zünglein an der Waage, der Gradmesser sein, wenn es um den Kampf an der Tabellenspitze geht. „Wir wollen auf keinen Fall als Dritter in die Winterpause gehen“, hat Lehmann seinen Männern eingeimpft.

Und die wissen, worum es geht. Am gesteckten Saisonziel, den dritten Platz des Vorjahres zu verteidigen, hat sich nichts geändert. „Wir wollen oben mitmischen, allerdings ohne Aufstiegsambitionen“, bekräftigt der Trainer. Dafür hat er letztlich auch ganz klare Argumente. Stehen der gesamten Rugby-Abteilung des USV einschließlich der umfangreichen Nachwuchsförderung derzeit rund 12 000 Euro pro Saison zur Verfügung, würde das Rugby-Oberhaus bis zu 30 000 Euro verschlingen. „Fahrten und Übernachtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main könnten wir uns gar nicht leisten“, weiß Lehmann. „Und schließlich müsste auch unsere Mannschaft dann mit teuren Leuten verstärkt werden. Das wollen und können wir nicht.“

Also bleiben die „Adler“, wie sie sich selbst nennen, auf dem märkischen Boden und beißen sich in der 2. Bundesliga fest. Mit einem Team, das merklich zusammengewachsen ist und das inzwischen auch nicht mehr ausschließlich auf seine Leistungsträger bauen muss. Zwar setzen Männer wie Ralf Horn im Sturm, Jan Kauzig als Schaltstelle zwischen Sturm und Hintermannschaft oder Christian Schubert auf der Innenposition ihre Akzente. „Letztlich aber“, so Lehmann, „sind unsere bisherigen Siege nicht der Erfolg Einzelner. Sie sind durch einen tollen Mannschaftsgeist zustande gekommen.“

Noch ein Spiel und drei Wochen Training haben die USV-Mannen Zeit, bevor sie am 7. November beim starken FC St. Pauli antreten müssen. Zuvor soll jedoch am kommenden Samstag beim Aufsteiger FT Adler Kiel ein Sieg her. Rund 300 Fans kommen stets zu den Spielen an der Förde – die mit Abstand größte Kulisse der Liga. „Davon lassen wir uns aber nicht beeindrucken“, versichert Lehmann. Denn wie gesagt: Als Dritter will er mit seinem Team nicht in die Winterpause gehen.

Henner Mallwitz

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