Landeshauptstadt: Afrika im Alten Rathaus
Inter-Afrikanisches Begegnungsfest mit Theater, Musik und Tanz / Conference in deutscher Sprache
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Ein Mann kann sich in Afrika nicht einfach eine Frau nehmen, um mit ihr glücklich zu werden, sagt Charity Esther Okezie. Die junge Frau, eine aus Nigeria stammende deutsche Staatsbürgerin, erklärt das dem Publikum, das am Samstag im Alten Rathaus ein Theaterstück über den Brauthandel in Afrika erlebte. Vor dem Heiraten haben die Familien nämlich ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Auch wenn der Bräutigam vor seinem künftigen Schwiegervater auf den Knien rutscht, nutzt ihm das nichts bei der Werbung, wenn seine Familie das Brautgeld nicht aufbringen kann. Auf eine realistisch-naive Weise stellten die Schauspielerinnen und Schauspieler den dramatischen Konflikt dar, der am Ende natürlich mit der glücklichen Verbindung des Paares endet. Prachtvoll das Schlussbild mit den über zwanzig Darstellern in ihren leuchtenden afrikanischen Gewändern und fantasievollen Kopfbedeckungen.
In einem anderen Spiel ging es um die Entwicklung einer Schwarzen, die in ihrem Dorf in Unwissenheit und Angst lebt, aber dann aufsteigt und als „Doktor“ ihre Landsleute aus höchster Not rettet. Ein afrikanischer Traum.
Insgesamt hundert Erwachsene und zahlreiche Kinder, überwiegend mit schwarzer Hautfarbe, hatten sich zum Afrikafest, zu dem das „Internationale Center für Deutsche und Immigranten“ (ICDI) mit Sitz in der Friedrich- Ebert- Straße 113 eingeladen hatte, eingefunden. Neben Theater waren afrikanische Trommeln, Lyrik und Tanz zu erleben. Den ICDI-Aufruf an alle Afrikaner, sich und ihre Fähigkeiten nicht zu verstecken, hatten die Tänzerinnen und Tänzer in ihren temperamentvollen Darbietungen bereits verinnerlicht.
Integration mit Deutschen und zwischen Afrikanern untereinander ist laut Okezie der Sinn dieses Festes. Dass Letzteres nicht unbedeutend ist, zeigte schon die Begrüßung: Sechs Schwarze, jeder einen großen Buchstaben des Wortes „Afrika“ zeigend, kamen auf die Bühne und begrüßten die Gäste in ihren verschiedenen Sprachen. In der neuen Heimat Deutschland ist das Beherrschen der Sprache offenbar ein Hauptproblem. „Wir vom ICDI versuchen den Immigranten zu helfen, mit der deutschen Sprache zurechtzukommen“, sagt Okezie. Als Moderatorin auf der Bühne führte sie auf Deutsch durch die Veranstaltung.
Das Internationale Center mit seinem Hauptsitz in Potsdam will den Kontakt und die Informationen zwischen Deutschen und Ausländern verbessern, pflegt zahlreiche Projekte und richtet regelmäßig Veranstaltungen aus. In Potsdam gibt es jeden zweiten Sonntag eine Frauenrunde, einmal im Monat afrikanisches Kochen, einen Jugendtreff, Rechtsberatung und anderes. Unter seiner Internetadresse wirbt der ICDI-Verein um die Übernahme von Kinderpatenschaften. Auf Fotos sind Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren, überwiegend aus Mali, zu sehen. Mit einem Mausklick kann sich der Spender mit einem finanziellen Einsatz von mindestens 30 Euro um eine Patenschaft bewerben. Günter Schenke
Günter Schenke
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