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Weinberg vom Alten Fritz: Agostenga, die Einzigartige

Weinliebhaber pilgern zu seltenen Rebsorten – „Preußisch Grün“ am Sonntag am Weinhang des Klausberges

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Eine kam durch. Sie wird der Star sein am Sonntag, wenn die Schlösserstiftung zwischen 13 und 17 Uhr zum Gartenfest „Preußisch Grün“ auf den Weinberg am Fuße des Klausberges lädt. Ihre Blätter sind schon etwas welk und Trauben trägt sie in diesem Jahr auch nicht. Dennoch ist die „Agostenga“ oder auch Grüne Seidentraube „unser größter Schatz“, schwärmte Stiftungsmitarbeiter Sven Hannemann, „wir müssten eigentlich jede Nacht neben ihr schlafen und sie bewachen.“ Gemeint ist eine alte Rebpflanze, die, sich an einem alten Mauerrest hochwindend, Jahrzehnte der Verwilderung überstand. Die schlafende Schönheit trotzte den drängenden Brombeerbüschen und dem alles überwuchernden Efeu, bis ein Prinz in Gestalt eines Mitarbeiters der Berliner Mosaik-Werkstätten für Behinderte Agostenga von ihren pflanzlichen Bedrängern befreite. Vor zwei Jahren wurde sie von Deutschlands Weinpapst Andreas Jung, der vom Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof eigens nach Potsdam reiste, als Grüne Seidentraube erkannt. Von Agostenga gibt es Hannemann zufolge noch genau zwei Rebpflanzen. Eine wächst im Elbtal von Dresden-Radebeul, die andere am Potsdamer Klausberg, erreichbar über die Maulbeerallee.

Seit 15 Jahren ringt die Schlösserstiftung zusammen mit den Mosaik-Werkstätten um die Freilegung und Sanierung des Weinhangs am Klausberg. Neben der einzigartigen Agostenga konnten weitere alte Sorten ausfindig gemacht werden, sie heißen „Trollinger“, „Black Hamburg“ oder „Phönix“. Von der Agostenga wurden 150 Zöglinge gepflanzt, für ein Überleben der Reb-Rarität ist gesorgt. Wie Hannemann und Andreas Kramp von den Mosaik-Werkstätten stolz berichteten, konnte von dem Wein der Sorte „Regent“, der an den restaurierten, nach dem Obstzüchter Alexis Lepère (1789-1882) benannten Lepère’schen Obsttreibmauern wächst, bereits in diesem Jahr 120 Kilogramm Weintrauben geerntet werden. Aus diesem Ertrag werden im nächsten Jahr etwa 120 Halbliter-Flaschen echter Klausberg-Wein angeboten, kündigt Hannemann an.

Freilich wird es der erste Klausberg-Wein überhaupt sein, denn an dem 1769 angelegten Weinberg am Klausberg wurden ausschließlich Tafeltrauben für die Tafel Friedrichs des Großen geerntet. Wie Andreas Kramp erzählt, war es ein rheinländischer Gardesoldat namens Werley, der dem König vorschlug, unweit von Sanssouci Wein anzubauen. Allerdings schlugen dessen Freilandversuche fehl, womöglich lag es am Frost, möglich ist allerdings auch, dass er von den königlichen Gärtnern „gemobbt“ wurde, wie Kramp erzählt. Schließlich werden diese nicht froh darüber gewesen sein, dass ihnen ein gewöhnlicher Soldat sagt, wie es geht. Mehr Glück hatten die königlichen Weinbauern später mit Pflanzungen hinter Glas und mit einem Heizungssystem, dessen Reste noch zu sehen sind. Aus den Rudimenten der Glashäuser ranken noch heute die Brombeeren, die Agostenga einst so sehr bedrängten. Hannemann und Kramp hoffen nun auf einen Mäzen, der hilft, bis 2019 den gesamten Klausberg-Weinhang zu restaurieren.

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