Sport: Aha-Effekt im Trockentraining
Die Jugend des Potsdamer Seglervereins bereitet sich derzeit an Land auf die kommende Saison vor
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Der Himmel ist derzeit zwar immer wieder mal blau, doch es ist halt winterlich kalt und bei dichten Wolken auch ungemütlich – keine gute Zeit für Wassersportler. In Potsdam sind auf der Havel zwar mitunter Ruderer und Kanuten bei Trainingsfahrten zu sehen, die im Sommer überall präsenten Segler aber fehlen. Was treiben sie in dieser Jahreszeit?
„Segeln heißt nicht nur, im Boot zu sitzen. Dazu gehört viel mehr“, sagt Klaus Wiesebach. Der 69-jährige Potsdamer weiß, wovon er spricht, ist er doch schon seit vielen Jahren Leiter des Landesleistungszentrums Segeln in seiner Heimatstadt. „Man benötigt dazu eine gewaltige Portion an Kraft, Kondition und taktischen Fähigkeiten.“ Wiesebach, der einst vordere Plätze bei DDR- Meisterschaften belegte und sich in einem Trainerteam gemeinsam mit Dietmar Rosenberg und Ulf Hollenbach um die Jugendarbeit im Potsdamer Seglerverein kümmert, erklärt weiter: „Im Winter müssen die Segler ihre Athletik ausbauen., Die ist unter anderem für unsere kleinen Optisegler ganz entscheidend. Wenn die – was durchaus häufig vorkommt – während des Trainings oder einer Regatta mit ihrem Optimisten umkippen, dann müssen sie in der Lage sein, nach dem Kentern selbständig ihr Boot aufzurichten und sich wieder hinein zu ziehen.“ Natürlich bräuchten nicht nur die Kleinsten Athletik. In den größeren Segeljollen seien Kraft und Kondition unverzichtbar, um beispielsweise Wettkampfserien wie die alljährliche Warnemünder Woche durchzustehen. Bis zu acht Stunden Segeln an jedem Tag, und dies bei Wind und Wellen wollen dann gemeister werden.
Athletik ist allerdings nur die Grundlage für das wichtigste im leistungsorientierten Segeln: Die Taktik, das theoretische Grundwissen. „Segeln ist Kopfsache“, erläutert Wiesebach, „deshalb haben unsere Jugendlichen im PSV auch 14-tägig Theorieunterricht. Dann geht es um den Trimm der Jolle, um Wettkampfregeln, Wetterkunde, Strömungsverhältnisse und den Wind an sich. Das beste ist, wenn die Kinder dann den sogenannten Aha-Effekt bekommen. Das ist das Zeichen dafür, dass sie verstanden haben, warum die Dinge auf dem Wasser gerade so laufen und wie sie eigentlich laufen müssten.“
Der 1953 gegründete Potsdamer Seglerverein brachte in der Vergangenheit schon prominente Segler hervor: Ulrike Schümann beispielsweise, die mittlerweile für den Berliner Verein Seglerhaus am Wannsee startet und im Yngling 2003 und 2006 jeweils Vizeweltmeisterin wurde, sowie Frank Vöse, der 1994 im Optimist Deutscher Jüngstenmeister war. Jahrelang schon stellt der PSV einen Teil der Landeskader Brandenburgs. Derzeit sind es fünf in den Bootsklassen Optimist, 420er und Laser Radial.
Obwohl die Jugendarbeit des PSV schon mehrmals als die beste Brandenburgs ausgezeichnet wurde, gäbe es Probleme mit dem Nachwuchs, klagt Klaus Wiesebach. „Es war in der Vergangenheit schon so, dass wir keine neuen Jugendlichen mehr aufnehmen konnten, weil die Boote überbesetzt waren. Inzwischen sind wir aber glücklich über jeden Neuling ab einem Alter von neun Jahren.“ Nach Wiesebachs Erfahrungen seien es weniger die Schulen, die Segeln im Unterricht anbieten, sondern eher die Eltern, die ihre Schützlinge in den Potsdamer Seglerverein schicken. „Die meisten Kinder und Jugendlichen, die mit unserem Sport in Berührung kommen, bleiben ihm verbunden“, meint der erfahrene Übungsleiter. Im Vordergrund stehe der Spaß am Wassersport, an Regatten und Trainingslagern, am Feiern von Erfolgen und an Freundschaften, die man national und international schließen könne. Von Frühjar bis Herbst natürlich viel intensiver als zu dieser kalten Jahreszeit.
www.potsdamerseglerverein.de
Caroline Marchot
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