Peter Rosenzweig wird heute 75 Jahre jung Von Michael Meyer Not macht erfinderisch: Wenn es Peter Rosenzweigs Gesundheit nicht erlaubt, sich selbst im Karl-Liebknecht-Stadion vom Leistungsvermögen der Babelsberger Nulldrei-Fußballer zu informieren, sitzt er während der SVB-Heimspiele in seiner Babelsberger Wohnung am Küchenfenster. „Wenn dann der Wind günstig steht, höre ich am Lärm der Zuschauer, ob die Unseren ein Tor geschossen haben“, erzählte Rosenzweig einmal. Heute wird er nicht am Fenster sitzen. Zum einen trägt Nulldrei sein Landespokal-Achtelfinale im fernen Dissenchen aus, zum anderen aber hat Peter Rosenzweig einen großen Tag: Er wird heute 75. Glückwunsch auch von dieser Stelle. Der Name Peter Rosenzweig ist sportinteressierten PNN-Lesern seit langem ein Begriff, denn der Potsdamer schreibt seit Jahren über seine große Liebe, den Fußball – obwohl er selbst nie groß Fußball spielte. Eine schon als Kind erlittene Herzerkrankung machte es nicht möglich, erlaubte ihm aber später einige Erfolge im Tischtennis: 1945 und 1947 wurde er zweimal Potsdamer Jugendmeister im Einzel und Doppel, von 1945 bis 1992 – also 47 Jahre lang – fungierte er als ehrenamtlicher Funktionär; 35 Jahre war er Staffelleiter und 25 Jahre Vorsitzender der Rechtskommission des damaligen Bezirksfachausschusses Potsdam. Das Herz des in Lübben Geborenen schlug und schlägt aber trotzdem für den Fußball. „Als ich 1936 eingeschult wurde und das Lesen erlernte, erschienen mir neben der Lesefiebel und den Märchen der Gebrüder Grimm vor allem Bücher von Karl May und die Zeitschrift ,Die Fußball-Woche“ als sehr interessante Lektüre“, erinnert sich der heutige Jubilar, dessen Vater aus Gelsenkirchen, der Stadt des FC Schalke 04, stammte und der die Fußball-Begeisterung auch in den Sohn pflanzte. Der junge Peter studierte aufmerksam Fußball-Berichte und -Tabellen und richtete dabei seine Aufmerksamkeit bald auf Nowawes – so hieß Babelsberg bis 1938 –, wohin er als Neunjähriger mit seiner Familie umzog. Schon als Junge sammelte Rosenzweig junior Zeitungen, die sein Vater gekauft hatte – ein Fundus, von dem er heute noch zehrt. Als in den letzten Kriegsjahren Zeitungsartikel über Fußballspiele rarer wurden, notierte Rosenzweig die Aufstellungen der Babelsberger Partien dank eigener Anwesenheit oder durch Informationen von Bekannten in seinem Tagebuch. „Mittlerweile habe ich über 300 Zeitungsbände ab 1919 – das ist der Grundstock, auf dem meine Arbeiten fußen“, erzählt Rosenzweig, der nicht nur PNN- Lesern seit Jahren durch viele Artikel über die Nulldrei-Historie als Autor bekannt ist, sondern Babelsbergs Fußballfans auch durch Beiträge in den SVB-Stadionheften und im Internet. Als Babelsbergs Fußball 2003 sein hundertjähriges Jubiläum feierte, verwirklichte Peter Rosenzweig zwei große Projekte: Gemeinsam mit Klaus Gallinat schrieb er ein Buch über die Geschichte des Babelsberger Fußballs. Und in den PNN dokumentierte er Woche für Woche Meisterschafts-, Pokal- und Freundschaftsspiele des SVB oder anderer Babelsberger (Nowaweser) Vereine. Selbst für Heiligabend fand er einen Beleg – eine äußerst akribische Fleißarbeit! Als exzellenter Kenner der Babelsberger Fußball-Geschichte wurde der frühere Abteilungsleiter eines zeitgeschichtlichen wissenschaftlichen Instituts in Berlin, der für seine Rückblicke bereits in den 70er Jahren zu recherchieren begann, sogar von Interessenten aus den USA und den Niederlanden angerufen. In den nächsten Tagen will sich Peter Rosenzweig wieder an seine alte jugoslawische Reiseschreibmaschine setzen, um für die PNN-Leser Babelsbergs nächstes Heimspiel am 16. Oktober gegen Lichtenberg 47 publizistisch mit vorzubereiten. Verbunden mit dem Wunsch, dann selbst im Stadion mitzufiebern und nicht nur am heimischen Küchenfenster.
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