Landeshauptstadt: Akten waren einfach weg
Anwohner in Grube setzen sich für alten B-Plan ein
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Anwohner in Grube setzen sich für alten B-Plan ein Grube - Potsdam will im Ortsteil Grube die Straße „Am Küssel“ ausbauen. Das aber ist vielen der Anlieger zu teuer. „Wir mussten die Planung ablehnen, da die erwarteten Kosten für den Einzelnen zu hoch sind“, sagte Anwohnerin Carola Walter den PNN. Die Straßenausbaubeitragssatzung verlange eine Beteiligung von 75 Prozent von den Grundstücksbesitzern. „Wir sind aber bei 650 Metern Straße nur neun Anliegerparteien“, rechnet sie vor. Zudem schätze sie die Gesamtkosten auf 200 000 Euro, denn bei der vom Bauamt vorgelegten Variante von 142 000 Euro seien Planungskosten und mögliche Mehrkosten nicht berücksichtigt. „Wir sind nicht gegen die Straße, aber dann müsste unsere Wohnsiedlung durch weitere Bebauung mehr Anwohner bekommen“, so Walter. Das aber sei derzeit nur über die Erweiterung des Innenbereichs der Ortslage Grube auf den Küssel zu erreichen. Stadtplanungschef Andreas Götzmann zufolge ist das jedoch nicht möglich. „Götzmann hat uns jetzt auf einer internen Beratung dargelegt, dass die Brandenburger Landesplanungsabteilung das Problem ,Innenbereich von Grube“ anders sieht“, erläuterte Wolfgang Schwiericke vom Ortsbeirat den PNN. Demnach sei Am Küssel eine Splittersiedlung im Außenbereich und liege im Landschaftsschutzgebiet. Wegen dieser Ablehnung durch die Landesplanung sei auch die Bebauungsplanung aus den frühen 90er Jahren nicht weiter verfolgt worden, so Schwiericke. Der Küssel sei eben keine Straße mit beidseitiger Bebauung. Jedoch habe Götzmann die Möglichkeit einer Erweiterung der vier Siedlungsinseln durch Um- und Ausbau der Nebengebäude in Aussicht gestellt. Carola Walter lebt hier seit 21 Jahren und hat die Planungen verfolgt. „Der Ausbau der Nebengebäude würde uns zwar Baumaßnahmen auf dem eigenen Grundstück erleichtern, ändert aber nichts am Verteilerschlüssel beim Straßenausbau“, so ihre Einschätzung. Zur früheren B-Planung sei sie auf folgenden zeitlichen Ablauf gestoßen: Der Aufstellungsbeschluss zum B-Plan „Am Küsse“ wurde am 23. Juli 1993 im „Werderaner Generalanzeiger“ veröffentlicht, denn damals war Werder für Grube zuständig. Zudem sei ein städtebaulicher Vertrag beantragt worden und der Auftrag für die Änderung des Flächennutzungsplans zur Absicherung des B-Plan-Gebiets ergangen. Grund dafür war die bevorstehende Ausweisung des Landschaftschutzgebiets „Potsdamer Wald- und Seenlandschaft“, zu dem ja heute Grube auch gehört. Im Oktober 1993 unterschrieb die Gemeindevertretung den Eingliederungsvertrag mit Potsdam im Glauben, es würden alle Planungen komplett weiter geführt werden. Die Planungsunterlagen wurden von Werder nach Potsdam geschickt – und dabei verliert sich ihre Spur. „Am 2. Juni 1998 bestätigte mir die Stadtverwaltung, dass die Unterlagen nicht mehr aufzufinden sind“, so das Ergebnis der Recherche von Walter. Eine Petition im Mai 1999 an den neuen Oberbürgermeister Matthias Platzeck brachte nur Bedauern als Antwort. Eine Anfrage im Oktober 1999 beim Umweltministerium zur Herausnahme des Bereichs aus dem Landschaftsschutz ergab: Die Stadt Potsdam hat keinerlei Unterlagen geschickt. Trotzdem wollen Carola Walter und ihre Mitstreiter sich weiter für eine Bebauung nach dem früheren B-Plan einsetzen. Erst nach 1998 konnte sie in Werder dazu Protokolle einsehen. „Es sollte ein kleines Gebiet ,Wohnen und Arbeiten im Grünen“ werden“, sagt sie. Die Grundstücke sollten bis zu 1000 Quadratmeter groß werden. Etwa sechzig Häuser hätten so noch Platz auf dem Küssel. Dann sei ihrer Meinung nach eine gut ausgebaute Straße gerechtfertigt, denn mit der wesentlich größeren Anliegerzahl sei der einzelne Beteiligungsbetrag viel besser zu schultern. W. Gutzeit
W. Gutzeit
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