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Landeshauptstadt: „Akustik im Theater gewollt variabel“

Theater-Architekt und Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm über die Akustik, den Neubau und Niemeyer

Stand:

Herr Böhm, zwei Monate vor Eröffnung des Potsdamer Theaters stehen sie vor Ihrem Bau und blicken über den Tiefen See in Richtung Flatowturm. Haben Sie sich die Wirkung des Hauses so vorgestellt?

Gerade bei solchen komplizierten Formen und Ausbauten kommt im Nachhinein immer etwas, was man hätte besser machen können. Da gibt es auch am Potsdamer Theater Elemente, von denen ich nach dem Bau meine, dass hätte man doch noch besser machen können. Aber ich sage Ihnen nicht, was es ist.

Ist Ihr Entwurf umgesetzt worden?

Im Großen und Ganzen ist das Theater, wie ich es mir vorgestellt habe. Natürlich gibt es wie immer Dinge, die überraschend sind. Manchmal sogar positiv.

Die negative Überraschung dürften die Probleme mit der Akustik sein. Die bislang gemessenen Hallwerte liegen nicht im gewünschten Bereich.

Die Akustik ist überhaupt keine Überraschung. Die haben wir bemessen. Die Messergebnisse, nachdem die Bestuhlung nun drin ist, sind für ein Musiktheater supergut. Und für das normale Theater gibt es jeweils Möglichkeiten, noch etwas zusätzliches zur Hallminderung zu machen, so dass man noch auf die gewünschte Hallzahl kommt. Das ist von Beginn an so ausgeführt worden, damit es optimal sowohl für Musik- als auch für Sprechtheater ist.

Sie bauen mit dem Theater in der Schiffbauergasse ihr drittes Theater nach Itzehoe und Bergisch Gladbach. Inwieweit ähneln sich die Probleme beim Bau solcher Häuser?

In jedem Bau treten gelegentlich zwischenzeitlich Probleme auf, egal welcher Art der Bau ist. Manchmal freut, manchmal ärgert man sich etwas darüber. Auch weil man selber einzelne Dinge verpasst hat. Und manche Umgestaltung oder Probleme sind natürlich auch von außen dazu gekommen, was ich gerne anders gehabt hätte. Aber wir werden uns da bis zur Eröffnung irgendwie noch hinraufen.

Reicht die Zeit bis zum Premierenabend am 22. September, damit alles fertig ist?

Ich hoffe es. Im Großen und Ganzen ist es fertig.

Sie sind Pritzker-Preisträger, der Preis wird auch als Oscar der Architektur bezeichnet. Potsdam möchte das Freizeitbad aus der Feder eines Ihrer Kollegen bauen. Kennen Sie die Entwürfe von Oscar Niemeyer?

Ich freue mich darauf, dass der Oscar das baut. Er hat schon viele tolle Sachen gemacht. Leider habe ich ihn nie persönlich kennen gelernt. Ich kenne aber viele Sachen von ihm. Auch aus Brasilien, wo ich selber gebaut habe. Also ich denke schon, dass das Bad etwas Gutes wird. Die Entwürfe habe ich in der Zeitung gesehen.

Gefällt Ihnen der Entwurf?

Das kann man von dem Foto allein nicht beurteilen, aber ich denke schon, dass es witzig wird, spaßig. Soll ja auch ein Spaßbad werden. Ich glaube der Entwurf ist gut. Niemeyer wird ja nun 100 Jahre alt, habe ich gehört.

Sie sind 86 Jahre, haben von der Kirche über Wohnhäuser bis hin zu Theatern und Philharmonien alles entworfen. Was reizt sie noch?

Ich habe jetzt gerade ein Wettbewerb gemeinsam mit meinem Sohn für eine Moschee in Köln gewonnen. Das Projekt reizt mich sehr. Ich hoffe es wird was. Mich reizen aber auch oft die kleinen Sachen wie ein Wohnhaus – ein solches Projekt habe ich aber gerade nicht.

Was hat in Potsdam den Reiz ausgemacht, ein Theater zu entwerfen?

Na, alleine schon die Situation Potsdams als solche ist reizvoll. Diese Lage hier am Wasser und das Umfeld sind eine ganz besondere Situation für einen Architekten. Und es war auch schön, dass Bauherren und Nutzer mit dem Geist, den ich mit dem Theaterbau ansprechen will, mitgemacht haben. Denn es ist kein Theater normaler Art. Es ist weder eine Blackbox, wie sie vielfach in letzter Zeit gebaut wurde. Noch ist es nur zur Repräsentation. Der Theaterbau hier liegt dazwischen und ist sehr auf die Nutzung angelegt. Aber auch darauf, wie das Publikum sich bewegt und die Natur, in der es sich befindet. Ich hoffe, es macht den Besuchern, die hereingehen und sich dort bewegen, auch Spaß, darin zu verweilen.

Werden auch Sie am 22. September zur Eröffnung da sein?

Ich denke schon.

Die Fragen stellte Jan Brunzlow

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