
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Aldinger will Potsdamer befragen
Investor für Kirchsteigfeld-Brache bezweifelt, dass die Ablehnung der Bürgerinitiative repräsentativ ist
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Kirchsteigfeld - Im Streit um die Dimensionen einer Entwicklung der Kirchsteigfeld-Brache und des angrenzenden Waldstücks will Investor Henrik Aldinger die Öffentlichkeit befragen. Er erwäge, das renommierte Meinungsforschungsinstitut Forsa mit einer Umfrage zu beauftragen, ob und in welchem Umfang eine gewerbliche Entwicklung oder die Ansiedlung von Einzelhandel gewünscht werde, sagte Aldinger am Mittwoch den PNN.
Er bezweifle, dass die Meinung der Bürgerinitiative repräsentativ sei, so der Investor. Die Initiative stehe für „vielleicht 50 bis 100 Leute“. Demgegenüber stünden jedoch bis zu 600 Arbeitsplätze, die insgesamt durch eine Entwicklung der Grundstücke geschaffen würden. Auch Gewerbesteuereinnahmen gingen der Stadt verloren, wenn die Brache an der Ricarda-Huch-Straße nicht genutzt wird. Aldinger rechnet mit einer Gesamtinvestitionssumme bis zu 70 Millionen Euro.
Wie berichtet liegen die Vorstellungen Aldingers und der Bürgerinitiative über den Umfang einer Entwicklung faktisch diametral auseinander. Während der Investor allenfalls bereit ist, 3,5 Hektar Waldfläche im Süden des Gebiets stehen zu lassen, kämpft die Bürgerinitiative um den Erhalt des gesamten Waldes mit rund 5000 Bäumen. Aldinger hatte nach seinen Angaben einen Teil des Waldes bereits 2008 aus Privatbesitz von „ortsansässigen Drewitzern“ gekauft, den Großteil des insgesamt 8,7 Hektar umfassenden Areals dann im Juni 2009 vom Landesbetrieb Forst. Die Umstände dieses Verkaufs sind umstritten. Die Bürgerinitiative hat nun vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg ein Verfahren angestrengt, um vollständige Akteneinsicht zu den Verkaufsmodalitäten zu erzwingen. Aldinger stellt die Dinge allerdings in einem anderen Licht dar. Er habe der Bürgerinitiative sogar angeboten, den kompletten Schriftverkehr einzusehen – in seinem Berliner Büro und unter Aufsicht, damit sie nicht kopiert würden. Andernfalls müsse er Sorge haben, dass die Akten im Internet öffentlich gemacht würden und seine Konkurrenten in der Projektentwicklerbranche von diesen Informationen profitieren könnten. Die Bürgerinitiative habe das Angebot zur Akteneinsicht jedoch ausgeschlagen.
Er sei durchaus zu Zugeständnissen bereit, betonte der Investor. Auch wenn es ökonomisch sehr ungünstig sei, könne er mit dem Vorschlag der Stadtverwaltung leben. Dieser sieht bekanntlich vor, fünf Hektar Wald zu opfern und sie auf 3,5 Hektar Gewerbe und 1,5 Hektar Einzelhandel aufzuteilen. Aldingers Variante sah stattdessen fünf Hektar Handelsfläche vor. Nach seiner Rechnung blieben ihm selbst dann abzüglich der Kosten für die Erschließung des Grundstücks durch eine Verbindungsstraße zur Autobahn hin nur 332 000 Euro Gewinn. Die Stadt hatte für die gleiche Variante 4,9 Millionen Euro errechnet. Der Unterschied sei leicht zu erklären: So habe die Stadt mit den Durchschnittskosten für Bauland gerechnet, 20 Euro pro Quadratmeter. Er habe mit 40 Euro gerechnet – was er tatsächlich für den Flächenkauf bezahlt habe. Auch bei den Erlöserwartungen lagen beide Kalkulationen weit auseinander. Die Verwaltung nahm 175 Euro pro Quadratmeter an, Aldinger 120 Euro. Selbst das sei schon optimistisch. 175 Euro aber ließen sich allenfalls in „Hamburger Spitzenlagen“ realisieren.
Der Immobilienvermarkter Engel & Völkers hatte Aldinger nach dessen Angaben im Frühjahr 2011 angeboten, die bereits als Gewerbefläche deklarierte Brache zu vermarkten, machte dann aber einen Rückzieher. Begründung: Es fehle die „direkte Anbindung an die BAB 115“.
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