Landeshauptstadt: Alle Busse unter einem Dach
Stadtverwaltung soll mit Verkehrsbetrieb ViP und Landkreis über Fusion der Verkehrsfirmen verhandeln
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Potsdam nimmt einen neuen Anlauf für eine Fusion des kommunalen Verkehrsbetriebs ViP mit den Verkehrsgesellschaften des benachbarten Landkreises. Der Hauptausschuss bestätigte am Mittwochabend einen Antrag der Grünen, wonach das Rathaus mit den Verkehrsunternehmen und dem Kreis Potsdam-Mittelmark die Chancen für einen solchen Schritt ausloten soll. Pläne für eine Fusion gibt es bereits seit Jahren, bislang scheiterten sie vor allem am politischen Widerstand aus den Nachbargemeinden.
Beim Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP ist man weiterhin für eine Fusion. Das wäre eine „vernünftige Sache“, sagte ViP-Geschäftsführer Martin Grießner den PNN. Aus Potsdamer Sicht ergäbe sich eine ganze Reihe von Vorteilen, so Grießner. So könnte die gesamte Verkehrsplanung künftig aus einer Hand gesteuert und damit im Busverkehr Parallelfahrten vermieden werden, so Grießner. Zudem könne durch die Zusammenlegung mehrerer Verwaltungen auch Geld gespart werden. Die Bewältigung des Verkehrs in Potsdam und im Umland sei eine „große Zukunftsaufgabe“, sagte ViP-Chef Oliver Glaser. Um diese zu bewältigen, bedürfe es aber gerade im Nahverkehr eines breiten Konsens und „Umsetzungswillens aller betroffenen Aufgabenträger“.
Im Landkreis reagiert man zurückhaltender auf den Vorstoß aus Potsdam. Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD) sagte den PNN, jetzt sei es erst einmal wichtiger, einen leistungsfähigen und attraktiven Nahverkehr hinzubekommen, als über Unternehmensfusionen zu reden. Dafür müsse geklärt werden, wie man zur Hauptverkehrszeit dichtere Bustakte besonders aus Richtung Werder und Geltow nach Potsdam finanziert bekommt. „Die Zuschüsse für unseren gebietsüberschreitenden Verkehr nach Potsdam sind immer noch nicht so, wie wir sie uns wünschen“, sagte Blasig den PNN.
Zudem müsse erst einmal die für 2017 geplante Fusion der beiden mittelmärkischen Busgesellschaften, der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft (BVSG) und der Verkehrsgesellschaft Belzig (VGB) erfolgreich abgeschlossen werden. Die BVSG ist der mittelmärkische Teil der einstigen Havelbus-Gesellschaft, der sich bis Jahresende vom Havelland abspalten soll. Wenn sich die aus BVSG und VGB entstehende „Verkehrsgesellschaft Potsdam Mittelmark“ dann etabliert hat, könne man durchaus schauen, wie man weiter zusammenarbeitet. „Über weitere Kooperationen mit dem Potsdamer Verkehrsbetrieb kann man aber selbstverständlich schon vorher reden“, so Blasig.
Würden die verschmolzenen Landkreis-Unternehmen tatsächlich mit dem ViP fusionieren, entstünde damit das größte Verkehrsunternehmen Brandenburgs. BVSG und VGB verfügen zusammen über fast 160 Busse, der ViP hat 54. Letzterer zählt zu seinem Fuhrpark zudem 43 Straßenbahnzüge.
Ob es zu einer Fusion kommt, wird aber im Wesentlichen davon abhängen, unter welcher Oberhoheit das neue Unternehmen steht. Beim ViP macht man keinen Hehl daraus, dass man sich als Tochter des finanziell schwergewichtigen Stadtwerke-Verbunds sehr wohlfühlt. Der Querverbund, mit dem über die Einnahmen der Energie und Wasser Potsdam (EWP) auch der ViP subventioniert wird, funktioniere „sehr gut“, so Grießner. Im Landkreis ist die Stimmung aber klar gegen ein Unternehmen unter der Federführung der Landeshauptstadt. Enrico Bellin/Peer Straube
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