PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Alle Kinder lachen über die gleichen Sachen
„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Rodrigo Lemos Camargo.
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Ich bin Brasilianer und lebe seit vier Jahren in Potsdam – mit meiner Frau und unseren beiden Kindern. In meiner Heimatstadt Porto Alegre war ich Sportlehrer und habe außerdem bei einem sozialen Zirkusprojekt in einer Favela mitgemacht. Als in unserer Nachbarschaft in Potsdam-West 2013 das erste Spendenfest für Flüchtlingskinder veranstaltet wurde, bin ich dort als Clown aufgetreten. Meine Frau hat mir eine Hose und eine Weste genäht und natürlich war ich auch geschminkt. Das ist ziemlich gut angekommen und so habe ich auch im vergangenen Jahr wieder mitgemacht. Auch in der Erstaufnahmeeinrichtung in der Heinrich-Mann-Allee bin ich schon ein paar Mal vor Flüchtlingskindern aufgetreten, zum Beispiel vergangenen September beim Opferfest. Dass die Kinder wenig oder gar kein Deutsch sprechen, macht überhaupt nichts. Ich arbeite viel mit Musik, jongliere, zaubere oder modelliere lustige Dinge mit Luftballons. Auch mit Pantomime kann man viel machen – die Clown-Sprache ist international. Alle Kinder lachen über die gleichen Sachen, ob in der Favela in Brasilien oder im Flüchtlingsheim in Potsdam.
Auffällig in der Heinrich-Mann-Allee war, dass die Eltern super viele Fotos und Videos von mir gemacht haben. Alle kamen danach zu mir und wollten ein Bild von mir mit ihrem Kind. Ich finde es wichtig, den Flüchtlingen zu helfen. Die Heimat verlassen zu müssen, ist sehr hart. Und gerade die Kinder brauchen doch Hoffnung! Die Tricks und das Jonglieren habe ich mir hauptsächlich selbst beigebracht. Während meiner Zeit als Sportlehrer in Brasilien hat es mich gestört, dass die Jungs im Sportunterricht immer nur Fußball und die Mädchen immer nur Volleyball spielen. Ich habe nach etwas anderem gesucht und bin so auf das Jonglieren gekommen – es ist gut für die Körperbeherrschung, die Koordinierung, die Balance. Im Sommer werde ich bestimmt wieder beim Spendenfest auftreten und auch wenn aus einem Flüchtlingsheim eine Anfrage für einen Auftritt bei einem Fest kommt, sage ich gerne zu. Mittlerweile habe ich auch einen Namen: Clown Rudi. Rudi nennen mich die Kollegen aus der Fußballmannschaft, Rodrigo war ihnen zu kompliziert.
Heute berichtet Rodrigo Lemos Camargo, 39. Er versucht, Flüchtlingskinder als Clown aufzuheitern.
Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de
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