Von Nicola Klusemann: Alle oder keiner
Potsdams Cheerleader Sweet Memory fahren zur Weltmeisterschaft nach Florida, wenn sie die Reisekosten über 30 000 Euro zusammenbekommen
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Um 1500 Euro sind die Potsdamer Cheerleader Sweet Memory ihrem Traumziel näher gekommen. Das heißt Orlando und liegt im US-amerikanischen Bundesstaat Florida. Dort finden nämlich Ende April die diesjährigen Weltmeisterschaften im Cheerleading und Cheerdance der International Cheer Union statt. „Ein Sponsor hat uns bereits diesen Betrag zugesichert“, sagt Miriam Wunderlich, Vorsitzende des Freundeskreises der Cheerleader des SV Babelsberg 03 e.V. Andere hätten auch schon Unterstützung bekundet, da stünden allerdings die Summen nicht fest. Insgesamt brauche man rund 30 000 Euro für Flug und Unterkunft.
Erst im November hätten die Cheerleader erfahren, dass sie an der Weltmeisterschaft teilnehmen können. Die Zeit wird deshalb knapp, die Reisekosten für die 25 Aktiven im Alter zwischen 14 und 23 Jahren sowie ihre fünf Betreuer zusammen zu bekommen. „Haben wir das Geld nicht, können wir auch nicht fahren“, sagt die Vereinsvorsitzende ganz klar. Mitreisen könne auch nur derjenige, der den Eigenanteil von 250 Euro aufbringe. Ein Auftritt sei zwar auch mit acht Cheerleadern möglich. „Natürlich wollen wir aber alle mitnehmen“, so Miriam Wunderlich. Der 1996 als Anfeuerer für die Fußballer von Babelsberg 03 gegründete Cheerleaderverein nahm im vergangenen Sommer zum ersten Mal an den Deutschen Meisterschaften teil. Dort erlangten sie immerhin Platz 3 – zunächst nicht genug für den internationalen Wettstreit. „Die Erstplatzierten wollten aber nicht nach Orlando und die Zweitplatzierten konnten nicht“, schildert Miriam Wunderlich die wundersame Fügung. Sweet Memory rückte nach. „Jetzt sollen wir Deutschland vertreten.“
Ihm sei kein Fall bekannt, wo die Jugendlichen am Ende nicht hätten fahren können, sagt Lutz Henrich, Vorsitzender des Stadtsportbundes, die Dachorganisation der Potsdamer Sportvereine. Vor allem der Fanfarenzug, langjähriger Weltmeister der Marching- and Showbands, hätte zur Titelverteidigung oftmals weite Reisen zum Beispiel auch in die Vereinigten Staaten von Amerika oder nach Australien antreten müssen. Da hätten sich immer genügend Förderer gefunden. Auch innerhalb der Vereine finde immer eine Umverteilung statt, damit die Teilnehmer aus finanziell schwachen Verhältnissen nicht ausgeschlossen werden müssten.
Der Stadtsportbund verfüge selbst über einen von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellten Etat, mit dem man die jugendlichen Stadtrepräsentanten zumindest ein bisschen unterstützen könne. „Uns liegen die Cheerleader sehr am Herzen“, sagt der Sportbund-Vorsitzende. Des weiteren fördere auch die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) und deren Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung solche Projekte, so Henrich. „Für eine entsprechende Beantragung sind wir leider schon zu spät dran“, bedauert Miriam Wunderlich, die gemeinsam mit Vereinsmitgliedern eine Promotionmappe zusammengestellt hat, um Gelder zu akquirieren. Leider seien gerade von Großunternehmen wie beispielsweise Coca Cola bisher nur Absagen gekommen. Und das, obwohl Sweet Memory in der gleichen Schriftart geschrieben wird wie der Name des braunen Erfrischungsgetränks.
Bis spätestens Ende März müsse der Finanzplan stehen, rechnet die Cheerleader-Vorsitzende vor. „Dann spätestens können wir absagen.“ Angemeldet hatte sich Sweet Memory ganz schnell.
Infos über die Cheerleader unter www.sweetmemory.de. E-Mail an miriamwunderlich@gmx.de
Nicola Klusemann
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