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Aus dem GERICHTSSAAL: „Alle schlugen auf mich ein!“

Bewohner des Oberlinhaus-Internats schwer misshandelt / Bewährungsstrafe

Stand:

Der erste Verhandlungstermin gegen zwei Schläger, die mit fünf Gleichgesinnten, darunter zwei Mädchen, einen Bewohner des Oberlinhaus-Internats zusammengeprügelt haben sollen, platzte unlängst, weil Ronny R.* derzeit im Gefängnis sitzt. Der Arbeitslose verbüßt eine nicht bezahlte Geldstrafe von 30 Tagessätzen wegen Diebstahls. Darüber war das Gericht nicht informiert. Der Mitangeklagte Manuel M.* durfte wieder nach Hause gehen. Beim gestrigen zweiten Anlauf blieb nun er der Verhandlung fern. Die Vorsitzende schickte die Polizei los. Die konnte Manuel M. in seiner Wohnung allerdings nicht auftreiben. So wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Ronny R.(22) auf der Anklagebank bestritt nicht, sich am 16. Mai 2005 an der Prügelorgie gegen Sebastian S.* beteiligt zu haben. Obwohl er das spätere Opfer bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen hatte, mischte er bei der dem Internats-Bewohner zugedachten „Abreibung“ kräftig mit. Eigentlich – so der wegen mehrerer Diebstähle Vorbestrafte – habe sein Kumpel Manuel M. mit dem späteren Opfer wegen vorausgegangener Unstimmigkeiten lediglich reden wollen. Dann sei die Situation eskaliert. „Manuel boxte ihn mit der Faust in den Magen. Sebastian ging zu Boden. Manuel half ihm wieder auf die Füße. Da haute ihm Jenny zwei Dinger auf die Nase“, erzählte Ronny R. „Silvana trat ihn mehrfach in den Unterkörper. Ich habe ihm dann auch einen Faustschlag ins Gesicht versetzt.“ Sebastian S. habe erneut das Gleichgewicht verloren, sei wieder hochgezerrt und weiter misshandelt worden. „Manuel M. soll geäußert haben, jeder hätte einen Schlag auf Sebastian S. frei“, wirft die Richterin ein. Daran kann sich Ronny R. angeblich nicht erinnern.

„Ich war bei einer Freundin, die im Rollstuhl sitzt, im Zimmer, als Manuel M. hereinkam und mich aufforderte, mit ihm rauszugehen“, berichtete Sebastian S. (20) im Zeugenstand. Dort habe der Rest der Clique gewartet. Dann sei es Richtung Sportplatz gegangen. Unterwegs sei er von Manuel M. in ein Gebüsch geschubst und mit der Faust gegen den Oberkörper geschlagen worden. „Ronny R. ist mir von hinten in den Rücken gesprungen. Ein gewisser Marko hat mich mit seinen Stahlkappenstiefeln ins Gesicht getreten. Dann haben auch alle anderen auf mich eingedroschen.“ „War Scheiße, was wir gemacht haben“, nuschelte der Angeklagte in seinem Wort. „Ein Wunder, dass das Opfer außer Prellungen keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hat“, konstatierte die Vorsitzende und verurteilte Ronny R. wegen gefährlicher Körperverletzung zu acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit. (*Namen geändert.) Hoga

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