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Von Michael Meyer: Alle Tore durch die Abwehrreihe

Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam bezwang gestern daheim Aufsteiger Herforder SV mit 3:0

Stand:

Durch ein 3:0 (1:0) gestern daheim gegen Aufsteiger Herforder SV hat Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam nach vier Spieltagen als Tabellenvierter erstmals in dieser Saison ein positives Torverhältnis. „Seit 20 Jahren haben wir nicht so lange dafür gebraucht“, sagte Cheftrainer Bernd Schröder, der eine mit einem Durchschnittsalter von 19,8 Jahren so junge Mannschaft wie wohl noch nie in der Bundesliga-Geschichte aufs Spielfeld schickte, mit leichtem Unterton. Um sich insgesamt aber versöhnlich zu zeigen: „Wir wollen zufrieden sein.“

Vor allem bei seiner Dreier-Abwehrkette konnten sich Schröder und die 808 Fans im Karl-Liebknecht-Stadion für den zweiten Saisonsieg bedanken, denn hinten stand die Null – und vorn trafen alle drei Verteidigerinnen. Zunächst zimmerte Carolin Schiewe nach Zuspiel Isabel Kerschowskis das Leder von halbrechts aus 20 Metern in Herfords Kasten (29.). Nach dem Seitenwechsel erhöhte dann Abwehrchefin Babett Peter, die gestern auch die Kapitänsbinde trug, nach erneuter Kerschowski-Vorarbeit von rechts per Kopf zum 2:0 (51.). Und schließlich war Bianca Schmidt zur Stelle, um nach Kerschowski-Ecke von links und Zuspiel Leni Larsen Kaurins zum 3:0 einzuköpfen (66.).

Turbine war den Gästen faktisch in allen Belangen überlegen und hätte schon zur Pause höher führen können. Doch Anja Mittag zirkelte knapp vorbei (4.), Schiewe traf aus der Drehung nur den Pfosten (11.), Tabea Kemme und im Nachschuss Mittag scheiterten aus Nahdistanz an Herfords Torfrau Sonja Speckmann (13.). Glück hatten die Potsdamerinnen, als Marie Pollmanns Sieben-Meter-Schuss die Lattenoberkante touchierte (15.). Nach dem Seitenwechsel klärte Desiree Schumann zweimal in letzter Sekunde gegen Yvonne Hansmeier (46., 59.), während auf der Gegenseite Jessica Wich (54.) und Kemme (73., 89.) weitere Chancen ausließen. „Im Vergleich zu den ersten Spielen haben wir uns gesteigert, aber wir hätten heute unsere Überlegenheit zu noch mehr Toren nutzen können und müssen“, meinte nach dem Abpfiff Babett Peter.

Auffälligste Spielerin neben Isabel Kerschowski war Stürmerin Bianca Schmidt, die auch schon im Mittelfeld spielte und gestern für die am Sonntagvormittag erkrankte Monique Braun links in die Abwehr rückte. Sie nutzte ihre Schnelligkeit zu zahlreichen Rettungstaten und tauchte immer wieder auch vor dem Herforder Kasten auf. „Wenn ich aus der Abwehr her aus Tore schießen kann, spiele ich auch dort gern“, erklärte Turbines 18-jährige „Allzweckwaffe“, über die Trainer Schröder sagte: „Bianca wird auch künftig ihren Platz hinten links in unserer Dreier- oder Viererkette finden.“

Sonderapplaus erhielt schon bei ihrer Einwechslung Aferdita Podvorica, die ein ganzes Jahr nach dem Kreuzbandriss im linken Knie erstmals wieder für Turbine kickte und ihren Trainer nach dem Abpfiff herzte. „Nach einem Jahr harten Schinderns heute endlich wieder einmal gespielt zu haben war ein geiles Gefühl“, gestand die 30-Jährige. „Der Trainer hat mir die ganze Zeit sein Vertrauen geschenkt, und deshalb gehörte es sich, dass ich ihm heute dafür dankte“, erklärte Podvorica.

„Wir haben heute im spielerischen Bereich Ansätze gesehen, die für die Zukunft hoffen lassen“, bilanzierte Schröder, der ausdrücklich seine jüngsten Spielerinnen Tabea Kemme (16) und Marie-Louise Bagehorn (17) lobte: „Sie haben ihr Ding gemacht.“ Ab sofort sind seine beiden ge stern noch gesperrten Führungsspielerinnen Jennifer Zietz (Rot) und Viola Odebrecht (Gelb–Rot) wieder mit dabei. „Wir können jetzt unseren nächsten Aufgaben entgegen sehen und wollen ganz oben dabei sein“, so der Coach.

Turbine: Schumann: Schiewe, Peter, Schmidt; I. Kerschowski, Kaurin (71. Podvorica), Bagehorn, Chumski (83. Sainio); Kemme, Mittag, Wich.

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