Drei Jahre Bildungsforum Potsdam: Alle unter einem Dach
Mehr Besucher, mehr Veranstaltungen: Nach drei Jahren wird das Bildungsforum gut angenommen. Dabei sah es im vergangenen Jahr noch anders aus.
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Potsdam - Die meisten denken beim Bildungsforum Potsdam vor allem an die Bibliothek – und vielleicht noch an die Volkshochschule (VHS). Dabei ist in dem Gebäude am Platz der Einheit ein ganzes Netzwerk an wissenschaftlichen Einrichtungen untergebracht. Rund drei Jahre nach der Eröffnung des Bildungsforums zogen die Verantwortlichen am gestrigen Dienstag eine durchweg positive Bilanz der Entwicklung. Die verschiedenen Einrichtungen wie die Stadt- und Landesbibliothek (SLB), die Volkshochschule (VHS) und die Wissenschaftsetage (WIS) würden gut angenommen. Sie seien unter einem Dach des „klügsten Hauses der Stadt“ vereint.
Das Haus habe sich hervorragend etabliert, sagte etwa Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der zugleich Vorsitzender des Vereins proWissen ist. Auch der Verein sowie die Potsdam Graduate School (PoGS), die UP Transfer GmbH und das Potsdam Research Network (Pearls) haben ihren Sitz im Bildungsforum. Dies zeigten auch die Besucherzahlen.
Umfrage: Potsdamer nahmen Forschung und Wissenschaft kaum wahr
Dabei sah es im vergangenen Jahr noch ganz anders aus. Bei einer Bürgerumfrage zeigte sich, dass Forschung und Wissenschaft kaum wahrgenommen werden. 87,4 Prozent der Umfrageteilnehmer meinten damals, die wissenschaftlichen Einrichtungen sollten sich stärker in der Öffentlichkeit präsentieren. Lediglich ein knappes Drittel wusste, dass sich im Bildungsforum eine Wissenschaftsetage befindet, in dem sich alle wichtigen Potsdamer Institutionen der Branche präsentieren. Und lediglich 13,3 Prozent der Umfrageteilnehmer haben der Wissenschaftsetage bereits einen Besuch abgestattet (PNN berichteten).
Seitdem ist offenbar viel in Sachen Marketing passiert und die Bekanntheit des Forums gewachsen. Gegenüber 2009 stieg die Zahl der Nutzer der Stadt- und Landesbibliothek um 30 Prozent an. 2015 griffen immerhin rund 18 000 Potsdamer auf das Angebot zurück. Durchschnittlich kommen mehr als 1000 Besucher pro Tag in die Bibliothek. Auch die Volkshochschule hat ihr Kursangebot deutlich ausgeweitet – von 15 000 Unterrichtseinheiten 2012 auf 19 000 im vergangenen Jahr. Und der Verein proWissen konnte die Zahl der Veranstaltungen und Seminare auf 150 im vergangenen Jahr steigern. Ein Grund für die bessere Resonanz ist, dass im Herbst 2015 ein Standortmanagement eingeführt wurde. Damit sollen laut Jakobs Synergien entwickelt und gemeinsam für das Bildungsforum geworben werden.
Das funktioniert mittlerweile wohl ganz gut. „Es ist wie in einer Wohngemeinschaft, Streit gibt es vielleicht mal um die Küche“, sagte Simone Leinkauf, Geschäftsführerin von proWissen. Auch die Abstimmung zwischen Universität und Landeshauptstadt hat sich verbessert. Dafür gibt es einen sogenannten Lenkungskreis, der sich regelmäßig trifft. „Die Abstände zwischen den Terminen würden länger und deren Agenda kürzer“, sagte dazu der Vizepräsident der Uni Potsdam, Robert Seckler. Die Wissenschaftsetage sei mittlerweile für die Uni „ein zentraler Ort mitten im Herzen der Stadt“.
Probleme der Erreichbarkeit
Probleme bestehen für Bibliothek und Wissenschaftsetage noch bei der Erreichbarkeit gerade für die Potsdamer in den südlichen Stadtteilen. „Wir kriegen die Menschen nicht hierher“, sagte etwa die Direktorin der SLB, Marion Mattekat. Daher müsse man vor Ort präsent sein. ProWissen-Geschäftsführerin Leinkauf zufolge werden im Schlaatz oder Am Stern daher regelmäßig Veranstaltungen vor Ort und in Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen wie dem Begegnungshaus Oskar in der Gartenstadt Drewitz oder dem Eltern-Kind-Zentrum in der Röhrenstraße angeboten.
Für die kommenden Jahre setzt das Forum auf Angebote für Geflüchtete. So soll eine Themenmediathek erweitert und an der VHS vor allem Deutschkurse als Fremdsprache angeboten werden. Kooperationen sollen ausgebaut werden, etwa mit der Kammerakademie Potsdam. Im Herbst soll der neue Internetauftritt der VHS online gehen. Und selbst der eher schmucklose Eingang und das Treppenhaus zu Wissenschaftsetage und VHS werden farbig gestrichen – im Design des Bildungsforums.
Positiv ist auch, dass das Budget für die Institutionen in den kommenden Jahren wohl auf einem gleichbleibenden Niveau sein wird. Nach den schwierigen Entscheidungen mit dem Bau des Gebäudes sei klar gewesen, dass dies auch inhaltlich ausgestaltet werden müsse, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Daran werde sich in den kommenden Jahren nichts ändern.
Nach Abriss des FH-Gebäudes: Neues Erlebnisquartier
Ohnehin erhofft sich Jakobs bald einen neuen Schub für das Bildungsforum. Grund ist der umstrittene Abriss der Fachhochschule (FH) in direkter Nachbarschaft und der Bau von Wohnungen. Zwar werde das Forum während des Abrisses schlechter zu erreichen sein, so Leinkauf. Allerdings entstehe damit auch ein neues Viertel. „Das wird ein ganz neues Erlebnisquartier“, so Jakobs. Das gelte auch für die Außenbereiche am Alten Markt. Eine Generalprobe sei hierbei die Eröffnung des Museum Barberini im Januar 2017. Man müsse begreifen, dass sich hier „Veränderungen vollziehen, die sich nicht nur auf den Tourismus beziehen“.
Stefan Engelbrecht
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