Landeshauptstadt: Allein in einer Männerdomäne
Ausgezeichnet: Die Potsdamer Lehrerin Silvia Handke vereint in sich Leidenschaft für ihren Beruf, ihre Schüler und schnelle Motoren
Stand:
Dass Silvia Handke Lehrerin wurde, war ein bisschen dem Zufall geschuldet. Der Traumberuf Journalismus klappte nicht, und bei der Anmeldung zum Lehrerstudium waren nur Mathe/Physik und Polytechnik übrig, auf letzteres Fach fiel ihre Wahl. Heute sagt die 55-Jährige: „Ich habe es nie bereut“.
Nun gab es für die Lehrerin für WAT (Wirtschaft, Arbeit, Technik) als eine von 18 Pädagogen den „Brandenburgischen Lehrerinnen- und Lehrerpreis“, verliehen für „herausragendes Engagement“. Vorgeschlagen für diese Auszeichnung hatte sie die Schulkonferenz des Helmholtz-Gymnasiums, wo Silvia Handke seit 23 Jahren unterrichtet. Ihr selbst ist das alles ein bisschen peinlich: Den Preis teile sie natürlich mit ihren Schülern. Ohne diese und deren tolles Fachwissen, sagt sie, „wären wir verloren.“ Die Schüler kümmern sich um die Schulhomepage und die Netzwerkebetreuung, für Handke gehört das zum Grundsatz „Fördern und Fordern“. Sie spüren, dass sie von der Lehrerin ernst genommen werden, manchmal wenden sie sich sogar mit persönlichen Problemen an sie. „Ich bin ehrlich und mache immer klare Ansagen“, schätzt sie sich selbst ein. Deshalb ist sie während des Pressetermins für keinen zu sprechen, vergeblich klopft es an der Tür. Da sei sie konsequent. Nicht allen gefällt das auf den ersten Blick, aber neulich haben sich Schüler einer fünften Klasse beschwert, dass sie nicht mehr bei ihr Unterricht hätten, ein schönes Kompliment, findet sie.
Besonders die älteren Schüler der Informatik-Leistungskurse schätzen sie, und es liegt in der Materie, dass man sich außerhalb des Unterrichtsraums begegnet, und sei es in virtuellen Räumen. Dann wird in der Freizeit gemeinsam die neue DSL-Leitung installiert oder der Serverschrank eingerichtet, telefoniert, gemailt. Viele ihrer Schüler seien hochmotiviert, und besonders stolz ist sie, auch Mädchen in ihren Klassen zu haben. „Die haben es genau so gut drauf wie die Jungs“, sagt sie. Eine ihrer Schülerinnen erreichte 2011 beim Landeswettbewerb Informatik den ersten Platz, sagt sie mit Stolz.
Handke weiß, wie das ist, allein unter Männern. Zwei männerlastige Aufbaustudiengänge, Informatik und Technik, hat sie hinter sich. Heute ist das Verhältnis nicht viel anders. In fast reinen Jungsklassen wird dann auch das Vermitteln von sozialen Kompetenzen zur Herausforderung. „In ganzen Sätzen zu sprechen, überhaupt miteinander zu kommunizieren – das kann für diese besondere Spezies schon schwierig sein“, sagt sie lächelnd.
Etwas Erfahrung im Umgang mit jungen Männern hat Handke durch ihren mittlerweile erwachsenen Sohn. Der habe, sagt sie fast entschuldigend, in seiner Kindheit oft mit ansehen müssen, wie sie Rechner zerlegte und auch mal frustriert die Tür zuschlug. Heute ist sie entspannter als damals, die Hobbys sind geblieben. „Ich liebe schöne Autos“, sagt sie mit Leidenschaft in der Stimme, ein Blick unter die Motorhaube eines Sechszylinders bereite ihr einfach Freude. Derzeit fährt sie ein Golf 6 Cabrio, davor war es eine Suzuki. „Ich bin mit dem Motorrad wahrscheinlich schneller gefahren als manch einer mit dem Auto“, sagt Handke und zeigt auf eine schwarze Uhr im Motorrad-Design, die auf einem Rechner steht: „Ein Geschenk von den Kollegen.“ S. Pyanoe
S. Pyanoe
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: