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Sport: Alles kein Beinbruch

Andreas Leonhard: Trotz schwerer Verletzung noch immer an der Wasserski-Spitze

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Andreas Leonhard: Trotz schwerer Verletzung noch immer an der Wasserski-Spitze Von Henner Mallwitz Als ob der Winter ein Einsehen gezeigt hätte, machte er es den Tagungsgästen im Potsdamer Hotel Mercure mit den milden Temperaturen am Wochenende etwas leichter, sich auf „ihre“ Jahreszeit einzustellen. Aus allen Kontinenten waren sie zum 31. Internationalen Wasserski-Kongress gekommen, um über Neuerungen in den acht Bereichen ihres Sports zu beraten. Weltverbands-Chef Kuno Ritschard schien Gefallen gefunden zu haben an Potsdam und Deutschland: Der Deutsche Wasserskiverband, so schlug er am Sonntag vor, könne gern die U21-WM im kommenden Jahr im mecklenburgischen Feldberg ausrichten. Das Fachsimpeln in den Pausen mit Europäern und Afrikanern, Amerikanern und Australiern ließ sich auch Andreas „Leo“ Leonhardt nicht entgehen. Das Aushängeschild vom WSC Caputh Preußen coacht seit gut einem Jahr als selbstständiger Trainer unter anderem das deutsche Jugend-Nationalteam und ist somit einer, den man – wenn überhaupt – allenfalls im Winter antreffen kann. „Da läuft für uns zwar alles ein wenig ruhiger, aber mein Kopf ist trotzdem voll mit organisatorischen Dingen“, sagt der 28-Jährige. Denn bevor die diesjährige Saison im April losgeht, steht für sein Team das dreiwöchige Trainingslager unter der Sonne von Florida in Orlando an. Dort will der gebürtige Potsdamer seinen Schützlingen den letzten Schliff geben, bevor sie sich auf ihren Brettern in die Fluten stürzen. In Tschechien steht die Europameisterschaft an, bei der „Leo“ mit einem vollzähligen Team antreten und an die bisherigen Erfolge anknüpfen will. Denn zum Vizemeister-Titel bei der EM 2002 kam inzwischen auch der Europameistertitel bei der Jugend-EM im vergangenen Jahr. Allein bei diesem Saison-Highlight in Feldberg eroberte sein junges Nationalteam gleich zehn Finalplätze. Medaillenchancen in Tschechien rechnet sich der Wasserski-Coach insbesondere für einen seiner 15 Athleten aus: Der 15-jährige Bojan Schipner wurde Vize- und Europameister, brach bereits im Slalom und Springen die Europarekorde und hat nun den Jugend-A-Weltrekord über 52 Meter angepeilt. Im Caputher Wasserskiclub ist Leonhardt nach wie vor selbst aktiv, arbeitet jedoch seit einiger Zeit auch wieder als Coach für Julia Hüller. Nach einem Austauschjahr in den USA ist die inzwischen 17-Jährige wieder zurückgekehrt und behauptete sich bei den Deutschen Meisterschaften sogleich auf Platz eins. Auch in der kommenden Saison, so ihr Trainer, werde sie die nationale Spitze mit bestimmen. Bei den Deutschen Meisterschaften wird dann auch „Leo“ selbst antreten, will er im Figurenski den ersten Platz und im Slalom ebenfalls eine Medaille erkämpfen. „Am liebsten würde ich jedoch den deutschen Rekord im Figurenski brechen“, hat er sich als derzeit Bester dieser Disziplin vorgenommen. Wenn Andreas Leonhard heute auf seine Laufbahn zurück schaut, kann er den Gang der Dinge selbst oftmals nicht fassen. Alles schien so klar: Mit sechs Jahren zum ersten Mal auf Wasserskiern, mit sieben Dritter bei den DDR-Meisterschaften, 1992 Vize-Europameister im Slalom der Jugend A – und dann ein Jahr später der schwere Moped-Unfall. „Sprünge sind für sie künftig tabu“, sagten die Ärzte, die damals mehr als 80 Röntgenbilder von seinem Schienbein machten. Nur noch Figuren und Slalom also, aber auch damit sah es schlecht aus. Nur ein Jahr später brach er sich bei einer Drehung auf der Havel das Bein abermals. Seitdem haben sich die Erfolge jedoch wieder eingestellt: „Leo“ ist der alte, der national ganz oben steht und auch bei der EM mit von der Partie ist. Das, so hat sich der Vater einer zweijährigen Tochter vorgenommen, soll auch in diesem Jahr der Fall sein. „Auf eine Medaille werde ich aber noch warten müssen.“

Henner Mallwitz

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