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Landeshauptstadt: Alles live

Neuntklässler der Benz-Realschule erkunden Radio Fritz

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Neuntklässler der Benz-Realschule erkunden Radio Fritz Der „wichtigste Mann im Radio“ zu sein ist gar nicht einfach. Das wissen Pascal und Sarah, Neuntklässler der Potsdamer Benz-Realschule, seit gestern ganz genau. Nur einen Gruß sollen sie ins Mikrofon sprechen, doch schon das ist den beiden vor den Augen ihrer Mitschüler ein wenig peinlich. Um so größer die Bewunderung für den echten Moderator, den die Schüler an diesem Dienstagnachmittag beim Jugendradio Fritz hautnah im Studio beobachten können. Ole Stührmann steht zwischen Workstations, Mischpulten und Mikrofonen und lässt sich von den 15 Jugendlichen nicht stören. „Das wichtigste in meinem Job ist, immer zwei Schritte im Voraus zu planen“, sagt er. Gleichzeitig muss er moderieren, Titel und Jingles mischen und den Sendeplan im Auge behalten. Zeit für die Nachrichten – und schon werden die Schüler wieder aus dem Live-Studio verbannt. Doch auch außerhalb gibt es genug über die Arbeit beim Radio zu erfahren. Und genau das will die Carl-Friedrich-Benz-Realschule bei ihrem Exkursionstag im Rahmen des Arbeitslehreunterrichts erreichen. Die Schüler sollen verschiedene Ausbildungsberufe kennen lernen, um später besser auswählen zu können. Da trifft es sich natürlich gut, dass Radio Fritz in diesen Wochen die Aktion „Eine Klasse für sich“ ausrief, die Schulklassen die Möglichkeit bietet, einen Tag beim Radio zu verbringen. Durch das Rundfunkgebäude, das in der Babelsberger Medienstadt steht, führt Michael Schulz die Benz-Schüler. Den gespannten und eifrig mitschreibenden Jugendlichen erzählt er vom Aufbau des Senders, welche Jobs man bei Fritz ausüben kann und wie man letztlich Moderator wird, denn schließlich ist das eben „der wichtigste Mann im Radio“. Doch gerade dieser Beruf wird nicht in einer klassischen Ausbildung vermittelt. „Zum Moderator wird man eigentlich nur auf Umwegen,“ sagt Schulz und gibt unter Grinsen und Gelächter Anekdoten seines eigenen Quereinstiegs preis – dem unüblichen Aufstieg vom „Kaffeekocher“ zum „E-Producer“, der für Sendeablauf, Musikauswahl und mehr verantwortlich ist. Meist studiere man aber Journalistik oder Publizistik an einer Universität und bewerbe sich dann für ein Volontariat als Redakteur beim Radio. „Doch viele Wege führen nach Rom,“ weiß Schulz. Auch eine kaufmännische oder technische Ausbildung könne man bei Fritz absolvieren. Nach Hörerwünschen, musikalischen Neigungen und Verbesserungsvorschlägen werden die Schüler in der Musikredaktion gelöchert. In den verglasten Räumen voller Poster, CD-Stapel, Computer und Fernseher ist der Entdeckergeist der Jungs und Mädchen besonders groß. „Wir hören uns täglich CDs und Singles an und wählen dann die Titel für die Sendungen aus“, beschreibt Musikredakteur Frank Menzel seinen Job. Dabei bleibe meistens nur fünf Prozent Musik für die Fritz-Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen übrig, sagt Menzel. Um große Abwechslung zu bieten, rotieren ungefähr 1200 Titel durchs Programm. Diese werden, wie auch alle Wortbeiträge, in einem großen Zentralrechner digital gespeichert. „Dadurch spart man wesentlich an Zeit und Aufwand“, erklärt Michael Schulz, denn alle Redakteure und Moderatoren könnten per Rechner auf alles zugreifen. „So kann auch nichts mehr verloren gehen, wie früher, als man noch mit Tonbändern arbeitete.“ Der Blick auf das große leuchtende „On Air“ zeigt, wie wichtig das ist. Denn bei Fritz ist alles live, 24 Stunden am Tag. Bevor sich der Besuch dem Ende zuneigt, fragt die Lehrerin Karin Neumann ihre Schüler: „Wer von euch möchte später denn einmal zum Radio?“ Mit einem „Naja, vielleicht“, melden sich zwei, drei Schüler. Dann doch lieber Radio hören. Patrick Steller

Patrick Steller

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