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Auch Turbine-Mittelfeldakteurin Julia Simic konnte den Ball nicht im Kasten von Wolfburgs Torhüterin Almuth Schult unterbringen.

© Manfred Thomas

Sport: Alles offen

Nach dem 0:0 im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals zwischen Turbine Potsdam und dem VfL Wolfsburg sehen beide Teams ihre Chancen aufs Endspiel

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Das Spiel war längst vorbei, die offizielle Pressekonferenz nach dem 0:0-Hinspiel im Halbfinale der Frauenfußball-Champions-League zwischen Turbine Potsdam und Cup-Verteidiger VfL Wolfsburg am vergangenen Samstag war gelaufen. Doch Bernd Schröder stand immer noch am inzwischen stumm geschaltenen Mikrofon und erklärte einer Handvoll Journalisten das Saisonziel seines 1. FFC Turbine Potsdam. „Wir möchten uns für die Champions League qualifizieren“, sagte der Turbine-Trainer. Nur ein paar Schritte weiter erzählte sein Kollege Ralf Kellermann, Trainer des VfL Wolfsburg, wie es sich anfühlt, eine Saison lang als Triple-Sieger gejagt zu werden. „In der Bundesliga ist es besonders zu spüren, dass die Gegner gegen uns besonders motiviert sind“, sagte er.

Wer in der kommenden Saison der Gejagte ist – zumindest als Champions-Leauge-Sieger – ist nach dem 0:0-Halbfinal-Hinspiel vom vergangenen Samstag völlig offen. Doch dass es eine der beiden deutschen Mannschaften sein wird, ist für Schröder klarer denn je nach dem ersten Teil des Halbfinales. „Wer ins Finale kommt, holt die Champions League“, meinte der Coach am Montag. Die beiden anderen Halbfinalisten Birmingham City und Tyresö FF – gleichfalls 0:0 im Halbfinals-Hinspiel – hätten den beiden Frauenfußball-Bundesligisten nicht genug entgegenzusetzen.

Denn obwohl es keine Tore gab, sahen die 5 110 Zuschauer im Karl-Liebknecht-Stadion Frauenfußball auf hohem Niveau. „Wäre es kein Champions-League-Spiel, dann wäre ein 3:3 gerecht gewesen“, meinte Schröder. Es war zwar kein fußballerischer Leckerbissen, sagte Kellermann, was angesichts der Brisanz und Bedeutung der Partie nicht zu erwarten gewesen sei. „Aber ich denke, die Leidenschaft, die Emotionen, die Zweikämpfe, die Torchancen waren gute Werbung für den Frauenfußball“, sagte er. Und glaubt man den Ankündigungen der beiden Trainer sowie der Spielerinnen, wird es am kommenden Sonntag zum Rückspiel in der Wolfsburger VW-Arena noch mehr davon geben. „Da warten dann wahrscheinlich 10 000 Wolfsburger“, vermutet VfL-Kapitänin Nadine Keßler.

Kellermann hat für das Rückspiel bereits einen Plan: „Der orientiert sich am Ergebnis und an dem, was ich 90 Minuten gesehen habe“, sagt er. Dabei klingt etwas Ärger mit, was der VfL-Coach schließlich auch bestätigt: „Das Ergebnis ist gefährlich“, sagt er. Sein Plan würde sicher etwas anders aussehen, wenn seine Elf zumindest eine der beiden Großchancen für ein im Pokal so wichtiges Auswärtstor genutzt hätte. Doch Martina Müller und auch Alexandra Popp, die in der ersten Halbzeit beide allein auf Turbine-Torhüterin Ann-Kathrin Berger zuliefen, vergaben. In der zweiten Minute der Nachspielzeit lenkte Berger mit einer Glanzparade einen 25-Meter-Schuss von Nadine Keßler über die Latte. „Ich bin etwas enttäuscht, dass wir die Chancen nicht genutzt haben“, sagte Kellermann. Denn er weiß um Potsdams Stärke auf fremdem Platz in dieser Saison: „Die haben auswärts noch kein Spiel verloren.“

Aus dem Umstand, dass Turbine sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League auswärts immer gewonnen hat, generiert Schröder für seine Mannschaft zwar keinen Vorteil, aber er wiederholt ihn regelmäßig: „Wir haben auswärts eigentlich immer gut ausgesehen.“ Aus seinem Plan macht Schröder kein Geheimnis: „Wir können gar nicht anders, als nach vorn spielen“, sagt er. So wie in den letzten 30 Minuten des Hinspiels, als Turbine mit Druck und Tempo die Partie an sich riss und zu Chancen kam – die beste hatte Julia Simic in der 73. Minute, deren Distanzsschuss knapp vorbeiging. „Da hatten wir Glück“, so Kellermann.

Schröders Ankündigung, „dass wir dieses Tempo 90 Minuten gehen können“, hat der Wolfsburger Trainer als Halali vernommen – und sehr wohl als Bestätigung, dass Turbine sein Saisonziel modifiziert hat: Das heißt Lissabon, um sich dort am 22. Mai als Gewinner der Champions League direkt für den kommenden euopäischen Wettbebewerb zu qualifizieren.

Turbine: Berger; Kemme, Draws, Mjelde, Wälti (75. Cramer); Elsig, Simic, Bremer, Evans, Anonma (70. Nagasato), Hegerberg (85. Göransson)

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