Sport: Alles war ausgereizt

Fortuna-Coach Dieter Ceranski: „Ivo Ziemann und Lars Köhler bekamen wir per Zufall“ Trainerwechsel sind auch in der Landesliga nichts Ungewöhnliches. Als bei Fortuna Babelsberg zum Ende der Saison Dieter Ceranski nach fünf Jahren sein Amt niederlegte und es dabei ein paar Misstöne gab, überraschte dies doch ein wenig. Im PNN-Gespräch begründete der 42-Jährige seinen Schritt. Ein Rücktritt hat immer etwas mit Unzufriedenheit zu tun. Haben Sie ihren Trainerjob bei Fortuna nicht gern gemacht? Den Trainerjob habe ich gern gemacht, aber die Luft war einfach raus, die Mannschaft ausgereizt. Man kennt sich seit vielen Jahren, es gab keine Reizpunkte mehr. Gern erinnere ich mich aber an die Zusammenarbeit mit meinem Co-Trainer Ralf Baierl. Ihm wie auch Jens Zimmermann von der Weißen Flotte, der unsere Mannschaft in den letzten Jahren finanziell und materiell großartig unterstützte, gebührt mein Dank. Vier Jahre lang hat man von Ihnen wenig Kritik gehört, und jetzt auf einmal so massiv. Haben Sie nicht auch einiges erreicht? Sicherlich soll Kritik immer fördernd sein und den Blick für die Realität nicht verschließen. Es gibt aber aus meiner Sicht zu viele Dinge, die nicht stimmen. Der Verein kommt so nicht weiter, da muss sich einiges ändern. Das Miteinander ist auf der Strecke geblieben, jeder kocht sein eigenes Süppchen. Erreicht habe ich nicht besonders viel, weil das Stabilisieren der Mannschaft nicht geklappt hat. Es ist schwer, mit diesem Umfeld gute Spieler zu Fortuna zu locken. Im Grunde haben wir von Jahr zu Jahr gelebt, Spieler wie Ivo Ziemann und Lars Köhler durch Zufall bekommen. Nun kann man ja nicht alles auf die andere Seite schieben. Was würden sie selber nach Ihren heutigen Erkenntnissen anders machen? Schmutzige Wünsche wäre fehl am Platz, aber man sollte sich Gedanken machen, wie es weiter geht. Nur zu fordern und nichts dafür zu tun geht nicht mehr, das sehen auch die Spieler. Es fehlen einfach Leute, die was bewegen und Einfluss haben, um Dinge zu realisieren. Die Trainingsbedingungen zum Beispiel (Hartplatz) sind für alle Mannschaften miserabel. Da hat sich in drei Jahren nichts getan, obwohl Fortuna mehr Mitglieder hat als die meisten Vereine in Potsdam. Eine gute technische Ausbildung im Jugendbereich ist damit fast unmöglich. Hier ist auch die Stadt gefordert. Letztes Jahr hat die Mannschaft eine ganz tolle Rückrunde hingelegt, wurde so noch Fünfter. Da mussten doch die Ansprüche erhöht werden? Natürlich, aber dafür wurde dann wenig getan. Vom Vorstand wie von den Spielern. Warum wurde es dann auf einmal wieder nur ein mäßiges Abschneiden? Platz elf, nach Briesens Punktgewinn am Grünen Tisch sogar zwölf, war doch nicht das Wunschergebnis? Sicher nicht. Es waren zu wenige bereit, alles für den Erfolg und die Mannschaft zu geben. Viele Mannschaften sind nicht viel besser als wir, haben aber den absoluten Willen und den Teamgeist, der uns doch oft gefehlt hat. Leider haben uns auch Führungsspieler gefehlt, die in entscheidenden Situationen die Mannschaft angetrieben hätten. Zum ersten Mal hat Fortuna in dieser Saison gegen Rüdersdorf gewonnen. Dem Vizemeister Teltow unterlag man einmal nur ganz knapp und erreichte im Rückspiel ein Unentschieden. Sieht es nicht so aus, als könnte Fortuna mit den Spitzenteams – Angstgegner Strausberg mal ausgeklammert – mithalten? Sicherlich haben wir auch gute Spiele gemacht, aber es waren nur Ausschnitte einer Saison. Uns fehlte die Stabilität und teilweise auch die Klasse, um mit den Spitzenteams mithalten zu können. Die nächste Saison ist ja nun nicht mehr Ihr Ding. Was trauen Sie der Mannschaft unter Jörg Nachtigall zu? Es wird schwer. Es kommen gute Mannschaften runter in die Landesliga. Dennoch glaube ich an einen Mittelfeldplatz. Welche persönlichen Ziele haben Sie, ist irgendwann wieder eine Trainertätigkeit geplant? Sicher werde ich mal wieder eine Tätigkeit ausüben, aber dann muss das Umfeld stimmen. Das Gespräch führte Hans Jirschik