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Landeshauptstadt: Alpha soll Leben retten

Die Kollwitz-Oberschule ist die erste Schule Potsdams, die ein neues Amok-Warnsystem hat

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Das System soll nie wirklich zum Einsatz kommen. „Alpha“ heißt es, warnen kann es. Vor vielen Dingen, aber vor allem vor Schäden bei Amokläufen und Feuer soll es Lehrer und Schüler der Kollwitz-Oberschule schützen. Das System ist nun voll funktionsfähig, erklärte Detlef Gottschling von der Industrie- und Handelskammer. Den noch offenen Betrag für die Installation des Systems in der gesamten Schule hätten die Wirtschaftsjunioren bezahlt. Damit ist die Kollwitz-Oberschule ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden als erste Schule der Landeshauptstadt mit einem neuen Warnsystem ausgestattet – ohne finanzielle Unterstützung von Stadt und Land.

Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hatte im August an alle Schulen des Landes sogenannte Notfallordner mit Hinweisen zu Verhalten in Gefahrensituationen übergeben. Spezielle Anforderungen an die technische Ausstattung und Warnsysteme hat das Land nicht gemacht, um es nicht bezahlen zu müssen. An der Kollwitz-Oberschule war es nun privates Engagement der Firma Horst Heinzel aus Werder (Havel), die die Installation ermöglicht hat. Bereits im November sind die ersten zwei Räume mit dem System ausgestattet worden, doch 250 Euro hatten gefehlt, um die ganze Schule zu sichern. Die Wirtschaftsjunioren haben die Geräte nun gekauft, die Firma Heinzel hat sie installiert.

„Alpha“ heißt das System, die Abkürzung steht für „Alarm per Handy“. Das Notsignal kann durch eine SMS oder einen Anruf von einem Mobiltelefon ausgelöst werden. Bis zu vier unterschiedliche Signale oder Texte werden dazu für verschiedene Gefahrensituationen vorab und individuell im Gerät gespeichert, die dann per Handy fernausgelöst werden. Damit hätten Lehrer, Feuerwehr und Polizei jederzeit die Möglichkeit, im Rahmen eines individuellen Notfallkonzepts geeignete Maßnahmen zu ergreifen und zu steuern, erklärte Heinzel. Zur Warnung von Schülern und Lehrern sei in jedem Klassenzimmer ein Lautsprecher angebracht worden. Schulleiter Werner Lindner hofft dennoch, dass das System nicht zum Einsatz kommt. „Aber es ist gut zu wissen, dass wir für den Notfall vorgesorgt haben“, so Lindner.

In der Stadtverwaltung wird der Modellversuch mit dem neuen System beobachtet. Allerdings, so heißt es aus der Verwaltung, müsse die Installation eines solchen Systems an den Potsdamer Schulen ausgeschrieben werden, da es mehrere Firmen gebe, die derartige Technik anbieten. Die Kosten für alle Schulen werden auf bis zu 150 000 Euro geschätzt. Zuletzt hatte vor zwei Wochen ein ähnliches Handy-Warnsystem bei Lehrern in Ludwigshafen den Amoklauf eines Schülers gestoppt.

In Potsdam hat die Anzahl von Gewaltandrohungen an Schulen im vergangenen Jahr stark zugenommen. Laut Polizeistatistik gab es in der Landeshauptstadt 15 Fälle, die in Zusammenhang mit Amokdrohungen an Schulen gebracht werden können. Landesweit sind 57 Vorfälle von der konkreten Drohung bis hin zur Schulhof- Prahlerei gezählt worden. J. Brunzlow

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