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Landeshauptstadt: Als der Geysir von Babelsberg wieder sprudelte

Im Jahr 1961 hatten die Babelsberger Filmstudenten ihre eigenen Wasserspiele. Von Werner Ohlendorf

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Die Filmuniversität Potsdam wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Als Hochschule für Film und Fernsehen HFF hat sie Jahrzehnte des Filmschaffens in Babelsberg mitgeprägt. Ehemalige Studierende erinnern sich nun in den PNN an ihre Studienzeit.

Es geht um den Geysir in der Glienicker Lake zwischen dem Schlosspark Babelsberg und der Glienicker Brücke, mit 40 Metern Potsdams höchste Fontäne. 2006 wurde sie wieder in Betrieb gesetzt – mich verbindet damit eine persönliche Geschichte.

Wir bewohnten das Schloss Babelsberg als Studenten der Ingenieur-Schule für Film und Fernsehen 1958 bis 1961. Da wir mehr über das Schloss wissen wollten, haben wir in der Stadtbibliothek einen Führer durch das Schloss ausgegraben und natürlich die Originalansichten der Zimmer und des Kuppelsaales kopiert. In diesen Unterlagen gab es auch einen Hinweis auf eine große Fontäne am Ufer der Havel. Nun konnten wir auch etwas mit den zwei Becken auf dem Berg anfangen, die zur Löschwasserversorgung dienten.

Im Frühjahr 1960 haben wir dann das Ufer intensiv nach dem Abstellhahn für die Fontäne abgesucht. Uns fiel auf, dass im vorderen Schilfbereich zum Wasser ein ein Quadratmeter großer Betonsockel mit einem Rohr in der Mitte vorhanden war. Das konnte nach unserem Ermessen nur die Fontäne sein, da es von dort aus eine ziemlich gerade Linie zu den Wasserbehältern auf dem Berg gab.

Über Wochen hinweg haben wir Stück für Stück den Boden vom Ufer aus mit einer Eisenstange abgeklopft, um den Schieber zu finden. Endlich im Herbst hatten wir Glück und eine Stelle klang hohl. Mit dem Spaten wurden circa zehn Zentimeter Erde weggeschaufelt. Eine Eisenplatte kam zum Vorschein und schon bald konnten wir sie zur Seite legen und sahen einen Abstellhahn. Schnell wurde der Schlüssel für den Hydranten vom Schloss geholt – aber vergebens, unsere Kraft reichte nicht aus. In jeder freien Minute wurde nun der Schieber mit Öl eingerieben, um die Verrostung zu lösen.

Eines Freitagabends im Oktober war der Erfolg da – aus dem Rohr im Schilf kam eine schwarze stinkende Brühe, es war die Fontäne. Nun haben wir immer öfter aufgedreht, alle Studenten wollten das Wunder sehen.

Aber lange ging das nicht gut, da sich der Pumpenmeister bei seinem Leiter darüber beschwerte, dass er mehr Wasser auf den Berg pumpen musste. Also wurde geforscht, wo das Wasser blieb. Kurzum wurde der Direktor der Fachschule informiert – der wiederum hat seine Studenten strammstehen lassen, denn durch das fehlende Löschwasser war natürlich die Sicherheit für die Wohnheime bei einem Brandausbruch nicht mehr gewährleistet.

Trotzdem haben wir 1961 im Frühjahr in Absprache mit dem Pumpenwärter an einem Sonntagabend unsere Wasserspiele veranstaltet.

Werner Ohlendorf studierte in den Jahren 1958 bis 1961 an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg, der heutigen Filmuniversität Babelsberg. Der von ihm beschriebene Geysir konnte nach einer 50 000-Euro- Spende des Süßwarenherstellers Katjes wieder in Betrieb genommen werden.

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