Landeshauptstadt: Als die letzte Ruine wich
Potsdam nach 1945 – Fotoausstellung in den Bahnhofspassagen eröffnet
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Potsdam nach 1945 – Fotoausstellung in den Bahnhofspassagen eröffnet Eine Folge von Aufnahmen, die die Sprengung des Turmstumpfs der Heiligengeistkirche zeigt, zählt zu den beeindruckenden Exponaten der Ausstellung „Potsdam nach 1945“, die von den Vereinen 300 Jahre Preußen und AGAPHI in den Bahnhofspassagen eröffnet wurde. Die Fotos stammen wie schon zur Schau „Potsdamer Gewerbe“ vorwiegend von dem Sammler, Maler und Modellbauer Siegfried Lieberenz. Leider werden die Geschichten zu den Aufnahmen auch diesmal nicht erzählt. Dazu fehlt den Vereinen die Kraft. Lange Zeit sollte der von Grael 1732/34 errichtete und am 26. April 1945 durch sowjetischen Artilleriebeschuss schwer beschädigte Kirchturm, ein stadtbildprägendes Baudenkmal, wieder aufgebaut werden. Das hatte der Gemeindekirchenrat 1955 beschlossen. Ab 1971 verlangte aber die SED-Bezirksleitung den Abriss und setzte die Kirchengemeinde unter Druck. Am 20. April 1974 fiel der Turm. In den „BNN“ erschien drei Tage später ein Foto der Sprengung mit der verschleiernden Unterschrift „Die letzte Ruine aus dem 2. Weltkrieg musste für den Bau eines neuen Hochhauses am Havelufer weichen.“ Ähnliche Geschichten ließen sich zu den Aufnahmen über den Abriss des Stadtschlosses, der Kanaloper, natürlich der Garnisonkirche und auch zum wunderschönen Plögerschen Gasthof erzählen, der 1958 der Spitzhacke zum Opfer fiel. Dass Goethe 1778 hier Quartier genommen hatte, konnte das Haus nicht retten. In einigen Fällen, leider nicht durchgängig, hat Lieberenz den Ruinen- und Abrissfotos Abbildungen der unzerstörten Bauwerke gegenüber gestellt. Wie schön das alte Potsdam doch war! Der Autor ist aber nicht nur ein Chronist der Stadtzerstörung, seine Bilder spiegeln ebenso den Wiederaufbau nach dem Krieg. So können die Betrachter das Entstehen der neuen Langen Brücke miterleben, deren Einweihung 1961 eine der ersten Amtshandlungen der gerade installierten Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke war, den Bau des 1969 fertiggestellten Interhotels (heute „Mercure“) oder der Bibliothek, die jetzt 30 Jahre steht. Der Preußenverein hat die neue Ausstellung ohne Eröffnungsfeier auf den Weg gebracht. Das lag auch daran, dass der Termin verschoben werden musste, weil in der Urlaubszeit nicht genügend Aufsichtskräfte gestellt werden konnten. Für das Engagement der Mitglieder spricht, dass die Ausstellung nun doch gezeigt werden kann. Sie ist bis 26. August Dienstag/Mittwoch von 12 – 16 und Donnerstag bis Sonntag von 13 – 18 Uhr geöffnet. Für September kündigte „Preußen“-Vorsitzender Markus Wilhelmy eine Ausstellung über Bausoldaten in der DDR an und anschließend eine Exposition „Alltagsbilder aus Israel“. E. Hoh
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